• r(H)einreden | systemische Beratung im Gehen

    r(H)einreden – Risiken neben Wirkungen – #08

    Hallo und herzlich Willkommen zur achten Episode meines Podcasts, willkommen beim r(H)einreden®!

    Heute geht es mir um die Frage nach dem Wozu? Wozu Walk & Talk, wozu sollte man im Gehen beraten? Welche Wirkungen dieser Beratungsmethoden können Deinen Klienten beeinflussen? Welche Risiken können neben diesen Wirkungen auf Dich warten, wenn Du auch Beratungen im Gehen anbietest.

    Es gibt Kolleginnen die sind der Meinung, eine Beratung, ein Coaching oder eine Therapiesitzung müssen unbedingt in einem geschlossenen geschützten Rahmen – sprich innerhalb von vier Wänden stattfinden. Meine bisherige Erfahrung lehrt mich dass diese pauschale Sichtweise nicht auf jeden Klienten zutreffen kann!

    Als Schüler und Student habe ich schon immer gerne im Gehen gelernt. Das fiel mir irgendwie leichter – ich konnte es mir damals allerdings nicht erklären. Meine besten Ideen der letzten Jahre kamen mir in meinen EGO-Zeiten auf Grafenwerth stets beim Spaziergang. Irgendwie inspirierte mich schon immer die Wirkung der Natur auf Körper, Geist und Seele. Du kennst das sicherlich auch, wenn Dir der Wind um die Nase weht und Du die Sonne auf der Haut spürst, dann tut das einfach gut. Auf Grafenwerth kommt dann immer noch die gewaltige Wirkung dieses Stromes dazu – die Wirkung des Rheins. Hast Du schon einmal fließende Gewässer beobachtet und dem Rauschen gelauscht? Da ist unglaubliche Energie in Bewegung.

    Dem Fluss habe ich auch schon zusammen mit Klienten zugeschaut und dabei einfach geschwiegen. Stille Momente in der Beratung – gemeinsames Schweigen! Aus meiner Erfahrung heraus fiel dies den Klienten am Rhein irgendwie leicht. Eine Klientin sprach zum Ende der Einheit davon Kraft getankt zu haben und ich wusste damals genau was sie gemeint hatte. Wenn Dein Setting zur Beratung im Gehen auch an einem Fluss liegen könnte, dann probiere es einmal ganz für Dich allein aus. Am Meer habe ich diese Kraft noch intensiver gespürt. Nicht ohne Grund bieten Kollegen beispielsweise auch auf Mallorca Walk & Talk an. Diese Wirkung ist von sich aus vor Ort gegeben und warum solltest du sie nicht in Dein Beratungskonzept mit einbinden und mit ihm Deinen Klienten Nutzen bieten?

    Ebenfalls als kraftvolles Setting für meine Beratungsgespräche empfinde ich Walk & Talk in der Allee auf der östlichen Seite der Insel Grafenwerth. Hier zwischen den im Wind rauschenden Bäumen blieb bislang jeder Klient, mit dem ich diesen Weg eingeschlagen habe, kurz stehen und blickte hoch in die Baumkronen. Nochmal, derart kraftvolle Settings zeigen schon für sich alleine Wirkung bei Deinen Klienten. Und doch stellt sich einigen Beratern die Frage, ob es besondere Fragestellungen für die Beratung im Gehen gibt und ob evtl. auch „No-Go-Themen“ existieren? Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen? Also Nebeneffekte, die sich auf Deine Beratung auswirken?

    Glaubt man den Angaben die einige Kolleginnen und Kollegen auf ihren Internetseiten machen, dann bieten sich vor allem offene Fragestellungen an. Biographiearbeit (Genogramme), Entscheidungsfindungen (Tetralemma), Vorbereitung auf Krisengespräche oder „Auftritte“ (Metaebene und Metapherarbeit) sowie Ideenfindung.

    Physiologisch nachweisbar wirkt sich die O² Durchflutung des Gehirns äußerst positiv aus. Die Produktion von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin wird gesteigert und diese wirken letztlich entstressend auf den Körper. Übrigens auch auf Deinen Körper in der Beratungssituation. Entspannte Körper lassen kein Stressempfinden aufkommen! Somit öffnet sich Dein Klient mit allen Sinnen den neuen Eindrücken in der Natur. Dies belegte Michaela Kaczor (2010, Master thesis: Beratung im Gehen) in ihrer Untersuchung zu dieser Form der psychosozialer Beratung, an der Evangelische Fachhochschule Darmstadt.

    Diese gesteigerte Sensibilität führt natürlich auch dazu, dass schon kleine Störfaktoren ihre Auswirkung auf die Beratung haben. Lass mich an dieser Stelle auch auf diesem Punkt eingehen. Eine gute Vorbereitung ist hier Garant für eine erfolgreiche Beratungseinheit. Eben genau auf diese Umweltfaktoren möchte ich mit meinem Podcast eingehen, dazu biete ich Dir dieses Angebot in bisher acht Episoden an.

    1. Umweltfaktoren
    Bekannte Personen des Klienten können Euch begegnen. Hierauf solltest Du Dich und vor allem natürlich auch Deinen Klienten vorbereiten. Wie bereits in einer vorherigen Episode erwähnt, reicht ein freundliches Grüßen und dann ein aktives Abwenden des Blickes aus, um dann die Beratung im Gehen fortsetzen zu können. Die Körpersprache signalisiert dann – „jetzt nicht stören“. Der äußere Anschein eines Spazierganges bleibt gewahrt.

    Sollte Dein Klient Angst vor Hunden zeigen, dann solltest Du die frühen Morgen- und Abendstunden eher meiden. Hier sind besonders viele „Gassigeher“ unterwegs. Vielleicht erwähnst Du in Deinem Vorgespräch die Möglichkeit in der Beratung auf Hunde zu treffen. Ein ängstlicher Klient wird dann darauf eingehen und entsprechende Infos an Dich geben.

    Achte auf die Wetterbedingungen vor Ort. Dazu empfehle ich Dir meine dritte Episode zum Thema Wetterapps. Dies ist auch und gerade im Zusammenhang mit Allergien von Bedeutung. Höre doch einfach mal in diese Folge rein.

    Bei der Begrüßung empfehle ich Dir auf seine nonverbalen Signale zu achten. Körperhaltung, Händedruck, Blick. Sollte Dein Klient in Deinen Augen angeschlagen wirken, dann wähle bewusst eine passende Distanz erste Strecke aus. Wenn er weitere Spaziergänge wünscht, dann wird er sich dazu äußern. In diesem Zusammenhang möchte ich Dich auf ein Dein Zeitmanagement aufmerksam machen. Start und Zielort sollten identisch sein. Du kannst insbesondere auf einer „Einwegstrecke“ Deinen Klienten dann zum Ende der Beratung nicht einfach irgendwo im Nirgendwo stehen lassen. Eine Problematik, die bei meinem r(H)einreden®  nicht auftritt. Die Insel verfügt über einen quasi Rundkurs und ich bin binnen weniger als fünf Minuten immer wieder an meinem Ausgangspunkt – der nördlichen Brücke.

    2. Faktor Gesprächsvorbereitung
    Als Berater, Coach, Trainer und Therapeut solltest Du Dich optimal auf Deinen Klienten vorbereiten. Eine vernünftige und verinnerlichte Anamnese ist das A und O! Du kannst bei der Beratung eben nicht mal eben zum Schreibtisch gehen und Dir den Vorgang holen. Auch möchte ich Dir von einem ständigen Blick auf Dein Smartphone abraten. Im Kontext der Beratung betrachte ich die Geräte eher als Kommunikationsverhinderer,  wenn ich sie auch ansonsten gerade beim Walk & Talk in der Vorbereitung schätze. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die genau aus diesem Grunde ein Erstgespräch stets in der Praxis stattfinden lassen und erst bei Interesse im zweiten oder einem der Folgetermine Walk & Talk anbieten.

    Wenn Du gut vorbereitet in die Beratungseinheit gehst, dann brauchst Du übrigens keinen Fragenkatalog! Bewahre Dir Deine neugierige und lethologisch geprägte Grundhaltung und dann kommen die „guten Fragen“ von ganz alleine. Checklisten sind hier eher für die Utensilien angezeigt, die Du beim Walk & Talk bestenfalls in einem kleinen Rucksack mit Dir führst. Taschentücher sind hier ganz oben auf der Liste, aber auch eine kleine Flasche Wasser und zwei Becher sind hier zu nennen. In einer der folgenden Episoden werde ich Dir meine Checkliste vorstellen.

    Wenn Du in den ersten Minuten der Beratungseinheit das Gefühl hast, Dein Klient weicht Deinem Blick aus, dann nimm diese Wahrnehmung ernst. Gleiches gilt für die Klienten, die bestätigende Blicke suchen. Je nachdem kannst Du dann eher den Teil des Spaziergangs nebeneinander verlängern oder eben kurz halten und zeitnah eine Parkbank für das Vier-Augen-Gespräch ansteuern oder eben nicht. Dieser Umstand kann bei ein und dem selben Klienten je nach Verfassung und Fragestellung variieren.

    3. Faktor Gesprächsnachbereitung
    Die Nachbereitung Deiner Beratungseinheiten, eine sonst so übliche Dokumentation, ist bei der Beratung im Gehen auch nicht immer ganz einfach zu gestalten. Wichtige Eindrücke von Dir,  Äußerungen Deines Klienten und evlt. Visualisierungen (Werterad, Tetralemma, etc.) solltest Du sofort i.A. an die Einheit festhalten. Ob Du sie alleine auf Dein Smartphone diktierst oder gar direkt zum Abschluss des Prozesses hin ein Foto machst ist eigentlich Dir überlassen. Auch und im Rahmen der geltenden Datenschutzbestimmungen solltest Du Dich auch hier wiedereinmal fragen:  WOZU dokumentiere ich? Wenn die Eindrücke wichtig für Deine weiteren Beratungseinheiten sind, dann ist das der zwingende Grund für die Erfassung. Fakt ist allerdings auch der folgende Umstand:  In dem Moment, in dem der Klient sich auf den Weg macht, da wirken schon Deine Impulse! Das eben aufgestellte Bild seiner Systeme und deren Bestandteile zueinander kann sich dann bereits geändert haben! Wozu müsstest Du ihn dann in der Folgeeinheit an den alten Stand der Dinge erinnern? Du willst ja Fortschritte und keine Rückschritte erzielen!

    In soweit gilt also auch das gesetzlich vorgegebene Recht darauf  „vergessen zu werden“. Gib in Deinen Beratungsmodalitäten auch stets an, wie Du mit den erhobenen Daten umgehst, bzw. wann Du sie wieder aktiv löschen wirst.

    So, das war es dann mal wieder für heute. Ich hoffe Du konntest für Dein Setting vor Ort den ein oder anderen Impuls aufnehmen und vielleicht habe ich Dich ja auch neugierig auf die Beratung im Gehen gemacht.

    Du hast Fragen oder Anregungen? Fühle Dich eingeladen und schreib mich einfach an. Gerne auf Twitter (@rHeinreden) oder hier über meine Homepage per Mail.

    Viel Spaß bei Deinen Vor- und Nachbereitungen und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden®!

    r(H)einreden – Zwischen den Terminen – #07

    Hallo und herzlich Willkommen zur siebten Episode – die verflixte siebte Folge.
    Willkommen beim r(H)einreden®.

    In einer meiner letzten Folgen hatte ich es Dir ja schon erzählt, die
    eigentliche Arbeit und das ist ja für Dich als Berater, Coach, Trainer
    oder Therapeut sicherlich nicht neu, die eigentliche Arbeit passiert
    zwischen den Terminen. Aufgrund Deiner Impulse arbeitet es bei den
    Klienten stets zwischen den Terminen nach. So oder so – Du kannst nicht
    keine Impulse setzen.  Nach einer Konsultation kommen Deinem Klient
    viele Gedanken. „Wie war denn diese Frage gemeint?“, „Woher konnte er
    diese Umstände nur ahnen?“ oder vielleicht „Was für ein Quatsch, das
    will ich auf gar keinen Fall so machen!“

    Wie wäre es denn, wenn Du Deine Klienten nicht nur quasi beiläufige
    Impulse schenkst, sondern ganz gezielt mehrere Möglichkeiten eröffnest.
    Sie oder er sollen ja ins Arbeiten kommen. Und letztlich beideutet auch
    ein klares „NEIN“ zu neuen Möglichkeiten eine Form von Entscheidung,
    i.S. von „alles bleibt neu“.

    Hat Dein Klient dann aber doch einen starken Wunsch nach
    Veränderungen, dann sind aus meiner Erfahrung heraus einige
    Haus-Aufgaben sehr hilfreich!

    Wie in der Schule und dann doch ganz anders. Die Erfüllung dieser
    Hausaufgaben liegt klar in der Verantwortung Deines Klienten! Deine
    Botschaft:  Ich bringe Angebote – Du Klient musst sie ablehnen oder
    annehmen. Er muss dann auch gegebenenfalls seine Komfortzone verlassen
    und durch diese neuen Erfahrungen dann für die nächste Einheit selber
    Impulse einbringen. Die Entscheidung trifft er selber, da er ja auch der
    kompetente Experte für sein Leben ist.

    Wer „A“ sagt, der muss nicht zwingend auch „B“ sagen!

    Auf Grafenwerth arbeite ich gerne mit Metaphern, die sich mir  hier
    ja geradezu aufzwängen. Eine Hausaufgabe kann Deinen Klienten auch
    indirekt als Metapherarbeit am Thema arbeiten lassen. Stellt das große
    Thema für Deinen Klienten ein Tabu dar, dann fallen ihm vielleicht
    kleine Schritte der Bewältigung leichter? Das wusste auch schon Beppo
    der Straßenkehrer aus Momo.

    „Beppo dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf
    nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an
    den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten
    Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“

    Ganz in diese Sinne habe ich beispielsweise schon folgende Hausaufgaben gestellt:

    Der Brief
    Einer Klientin habe ich im Zusammenhang mit ihrer
    Familienfragestellung als Hausaufgabe einen Brief näher gebracht. Sie
    sollte einem ihrer erwachsenen Kinder diesen Brief schreiben und hier
    alle positiven Eigenschaften von der Vergangenheit bis in die heutige
    Zeit hervorheben – einer  Lobeshymne gleich.  Meine Absicht dahinter: in
    dem Konflikt der heutigen Tage wieder das Positive der Kindheit in
    Erinnerung rufen und verhärtete Positionen auflockern. Zugang zu den
    Erinnerungen hatte ich während der Beratungseinheit durch eine kleine
    Aufstellung herstellen können. Diese Gefühle und schönen Erinnerungen
    wollte ich so in der Zeit zwischen den Terminen aufrechterhalten und
    sogar verstärken. Als Anker hatte ich einen Stein aus der
    Beratungssequenz auf Grafenwerth mitgegeben.

    Die Dokumentation
    Du kannst Deinem Klienten auch anbieten, dass er seinen Fokus exakt auf
    das Problem richtet. Wann, Wo und in welcher Stärke tritt die Thematik
    auf. Da hilft dann wieder die von mir bereits in einer vorherigen
    Episode erwähnte Skalierungsfrage, von 0 (nicht einemal der Gedanke an
    die Thematik ist da) bis 10 (das Thema ist so präsent wie akuter
    Sauerstoffmangel). Hier gibt es dann vor allem für den „kopflastigen“
    Klienten die Möglichkeit für auf die  Zahlen, Daten und Fakten im ersten
    Schritt zu konzentrieren. Das gibt wiederum ein Gefühl der Kontrolle,
    i.S.v. … „Mein Thema taucht nicht mehr unerwartet auf – in gewissen
    Situationen erwarte ich es!“.  Auch ist hier ein Kausalzusammenhang mit
    räumlichen, zeitlichen oder anderen Umständen herstellbar.

    In eine ähnliche Richtung zielt folgende Hausaufgabe ab:
    „Was müsstest Du tun, damit das ganze Thema noch viel schlimmer werden
    wird? Wer würde Dir zur Verschlimmerung raten? Welche Orte und Zeiten
    wären Dir hier hilfreich?“
    In der Folgeeinheit kannst Du dann auf die Vorarbeit Deines Klienten
    zurückgreifen und ihm das genaue Gegenteil bewusst werden lassen. So
    lieferst Du Deinem Klienten die Möglichkeit mehr „Expertenwissen“ zu
    seiner Herausforderung zu erlangen, da er ja nun beide Seiten der
    Medaille kennt. Schließlich hat jedes Ding mindestens zwei Seiten!
    Gedanklich können dann beide Möglichkeiten durchgespielt werden.

    Das Gegenteil
    Ab und an ist durch ein Reinreden eine heilsame Irritation hilfreich.
    Ich habe einem meiner Klienten, der dringend sein Gewicht reduzieren
    wollte, als Hausaufgabe ein Bewegungsverbot auferlegt. Er sollte sich
    möglichst wenig anstrengen und bestenfalls bis zum nächsten Termin hin
    so  wenige Schritte wie möglich durch seine Pulsuhr pro Tag erfassen.
    Diese Vermeidung der Bewegung habe ich als eine Auszeit mit der
    Besinnung auf die inneren Werte begründet. Er sollte vor allem gegen die
    von aussen auf ihn einprasselnden und wohl gut gemeinten Rat-SCHLÄGE
    sich zu bewegen angehen und nicht die Diskussionen vermeiden. Er sollte
    aktiv auf die Aufforderungen seines Umfeldes reagieren und ganz bewusst
    ein NEIN entgegensetzen.

    Also: Mehr desgleichen! (nach Watzlawick).

    Auf diese Art empfand er im Nachhinein nicht mehr diesen Druck und er
    entschied sich dann selber und höchst persönlich nach dem vierten Tag
    aktiv dafür die Treppen in den ersten Stock zum Büro zu nehmen. Ein
    kleiner Schritt, den er sich selber erarbeitet hatte – so erzählte er es
    mir beim nächsten Beratungstermin. Beim r(H)einreden bestand er dann
    auch darauf einmal um die ganze Insel zu gehen und eben nicht auf der
    ersten Bank Platz zu nehmen. So hatte er seinen Geist aus der Passivität
    und dem Re-Agieren auf andere in die Bewegung gebracht – genau wie
    seinen Körper.

    Wenn nach einer solchen Hausaufgabe Dein Klient mit einem Dilemma
    zurück zur Beratungseinheit kommen sollte, er also nicht sicher ist
    welche der beiden Möglichkeiten er aufgreifen soll, dann gibt es eine
    weitere systemische Methode auf die Du zurückgreifen kannst. Öffne für
    Deinen Klienten den Fächer der Möglichkeiten und mach aus dem Dilemma
    doch ein Tetralemma. Wenn Dir diese Methode nichts sagen sollte, dann
    warte bitte auf eine der kommenden Episoden. Hier werde ich es noch
    näher erklären.

    Das Ritual
    Mit einer besonderen Handlung, die feierlich und zielgerichtet
    durchgeführt wird, kannst Du Deinen Klienten beispielsweise auch durch
    eine Veränderung, einen Übergang, begleiten. Als Hausaufgabe kannst Du
    ihm mitgeben, dass er sich eine solche ritualisierte Handlung überlegen
    soll. Diese kann er dann – in Deinem Beisein oder alleine – durchführen
    und auch abschließen. Das Ritual ist als besondere Aufgabe ein
    Impulsgeber für neue  Denkmuster Deines Klienten. Beispielsweise habe
    ich das Setting der Insel Grafenwerth positiv nutzen können, indem einer
    meiner Klienten in der letzten Beratungseinheit bewusst ein Schiff
    betrat, um von der Insel abzureisen. Seine Thematik ließ er im Sinne
    einer Abspaltung des Themas von seiner Person auf der Insel zurück.
    Klasse! Ob es geklappt hat kann ich hier leider nicht sagen. Bis heute
    gab es seinerseits keine Rückmeldung. Ich werte dies aber für mich als
    Bestätigung und als ein gutes Zeichen.

    Also, in diesem Sinne wünsche ich Dir viel Vergnügen beim Vergeben Deiner Hausaufgaben!

    Nach der Beratung ist vor der Beratung, also lass mich hier noch kurz zusammenfassen:

    1. Berate Deine Klienten mit Respekt vor ihrer Autopoesie
    2. Berate Deine Klienten immer so, dass sich ihre Möglichkeiten erweitern
    3. Berate stets lösungsorientiert

    Wenn die ein oder andere Methode bei Dir in Vergessenheit geraten
    sein sollte, dann probiere sie doch einfach mal wieder aus – wenn sie
    einem Deiner Klienten als passend erscheinen sollte. Viel Spaß dabei.

    Wenn Du ein besonderes Thema hast, das ich für Dich einmal im
    Hinblick auf die Umsetzbarkeit beim r(H)einreden prüfen soll, dann fühle
    Dich eingeladen. Schreib mir einfach per Twitter (@rHeinreden) oder
    auch per Mail um welche Methode es gehen soll. Ich freue mich über Post
    von Dir.

    Lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden.

    r(H)einreden – Stimmhygiene – #06

    Hallo und herzlich Willkommen zur sechsten Episode meines Podcasts, willkommen beim r(H)einreden®!

    Heute geht es im Schwerpunkt um ein Thema, das vor allem für Trainer in der Gruppenarbeit von Interesse ist. An den letzten beiden Wochenenden habe ich zusammen mit fünf wunderbaren Kollegen knapp 200 Trainer in Einzelworkshops auf ein neues Konzept eingeschworen. 45-Minuten-Einheiten mit fünf Minuten Wechselphase, das war für mich stimmlich herausfordernd. Darüber hinaus durfte ich die An- und Abmoderation  aktiv gestalten.

    Wie schonst Du Deine Stimme? Hast Du besondere Tricks, Tipps und Kniffe? Ich durfte bei einer Sprechtherapeutin der Firma ProLog aus Köln hilfreiche Techniken zum bewussten Einsatz der Stimme erlernen. Einige davon möchte ich Dir heute gerne präsentieren. Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass ich kein Arzt und auch kein Logotherapeut bin. Meine Erfahrungswerte möchte ich hier einfach mit dir teilen. Es gibt natürlich noch weitaus mehr Techniken und Methoden. Allerdings halte ich es gerne kurz und simple – deshalb hier nur die Methoden, die ich auch selber anwende.

    Gerade zum Ende eines Tages hin ist die Stimme angeschlagen und belegt. Auf Grafenwerth kommt das eher nicht vor, da ich hier ja meine Beratung in der frischen Luft und zu angenehmen Temperaturen anbiete. Was tust Du denn bei belegten Stimmbändern? Klaro, wie viele andere auch wirst Du Dich räuspern, richtig? Das ist aber genau die falsche Methode, wie ich gelernt habe.

    Hier eine kleine Metapher zum Räuspern:
    Jetzt im Januar sind die Straßen mit Schnee bedeckt. Um den Schnee vom Gehweg zu befreien solltest Du das richtige Werkzeug nutzen.  Sind Deine Stimmbänder auch belegt und Du reagierst mit Räuspern, dann ist das in etwa damit vergleichbar, dass Du den Schnee zusammen mit der ersten Betonschicht abkratzt.

    Wenn Du stattdessen ein bis zweimal kräftig hustest, dann wedelst Du quasi den Schnee von der Straße – die Stimmbänder sind wieder frei und der Beton der Straßenoberfläche bleibt intakt. Probiere es einfach mal aus, es wirkt besser.

    Vorbeugen ist aber besser als akut heilen zu müssen. Deshalb hier drei Vorschläge, wie Du Deine Stimme vorbereiten kannst:

    • Sprechmuskulatur aufwärmen
      Grinse übertrieben breit und spanne so Deine Gesichtsmuskulatur an. Wenn Du danach auch noch Deine Haut am Hals hochziehst, also ein Gesicht ziehst als wäre Dir so gerade noch etwas fast schief gegangen, im Sinne von „… uuuh, das war knapp!“, dann nutzt Du Dein Platisma. Jetzt kannst Du mit Deiner Zunge die Zähne umfahren, ganz genau so wie es die Zahnärzte den Kindern stets empfehlen. Die Reihenfolge lautet: Kaufläche, Aussenseite und Innenseite (KAI). Die Zunge rauszustrecken ist auch eine gute Möglichkeit zur Lockerung.
    • Stimmbänder aufwärmen
      Schließe Deinen Mund und lege Deine Zunge entspannt ab. Ich lege gerne die Zungenspitze gegen die unteren Schneidezähne. Dann solltest Du in einem für Dich tiefen Ton brummen. Ein M-Ton ist hier hilfreich. Später kannst Du den auch zu einem M-Wort entwickeln, wie z.B. Marmelade. Spürst Du wie Deine Lippen vibrieren? Dann ist es genau die richtige Tonlage.

    In dem Zusammenhang möchte ich Dir auch LAX VOX® vorstellen.
    Dieser Schlauch lässt Deinen kompletten Sprechapparat entspannen. Du nimmst ein Ende in den Mund und legst es auf Deiner Zunge ab. Dann atmest Du – quasi hauchender Weise – aus, bis das Wasser in der Flasche blubbert. Leg bei dieser Ausatmung den eben aufgeführten tiefen „M“-Ton drauf und innerhalb von drei Minuten fühlst Du wie sich Deine Muskulatur entspannt.
    Hier ein Video von Ron Williams über LAX VOX®, folge dem Link:

    (Ron Williams über LAX VOX®)

    • Zu guter Letzt hilft mir immer eine ausreichende Hydration. Trinke auch während Deiner Vorträge und Workshops immer mal wieder einen Schluck Wasser. Das wirkt wie ein „Einölen“ der Stimmbänder. Eigentlich sollte ich Dir jetzt auch den Tipp geben Kaffee zu meiden. Da ich hier aber ehrlich zu Dir bin, lehne ich persönlich diesen tipp ab. Ich liebe Kaffe und eine akute „Unterkoffeinierung“ ist für mich mindestens genauso unangenehm, wie eine gereizte Stimme. Sorge also dafür, dass Dein Raum auch zwischendurch immer mal quer- oder stoßgelüftet wird. Trockene Luft, Heizungsluft oder im Sommer eine überaktive Klimaanlage, trocknen das Raum- und Dein Mundklima. Wenn Du dann auch noch im Tagungsraum ein Rauchverbot durchsetzen kannst, dann hast Du eine optimale Umgebung für Deinen Sprecheinsatz.

    Diese Tipps sind übrigens auch für das Podcasting klasse, wie ich in der Erstellung der letzten Episoden selber gemerkt habe.

    Also, probiere es einfach einmal aus. Gerne kannst Du mir auch Deine Erfahrungen kurz mitteilen – via Twitter @rHeinreden.

    Lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden®

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    r(H)einreden – Deine EGOtage – #05

    Hallo und herzlich Willkommen zur fünften Folge meines Podcasts. Willkommen zum r(H)einreden®!

    Mein Blick auf den Redaktionsplan zur fünften Folge zeigt mir – heute geht´s um das Thema Kundenakquise. In der letzten Folge sprach ich mit Dir allerdings über die notwendige Flexibilität, die von uns als Berater, Coach, Trainer und Therapeut abverlangt wird. Heute ändere ich also meinen Plan und bringe Dir ein Thema näher, das mich seit dem Eingang einer der letzten Mails gerade sehr beschäftigt:
    Deine EGOtage!

    Mit ihrer Mail schenkte mir eine liebe Kollegin, deren Empathie ich schon immer geschätzt habe, ein herzliches Feedback. Auch wenn wir uns lange nicht mehr gesehen haben, beim Lesen ihrer Mail zum r(H)einreden® erinnerte mich an unsere harmonische Zusammenarbeit bei IF Weinheim!

    Maria, meine letzte Folge zur Timeline hat Dich berührt, beeindruckt und für ein paar Minuten in Gedanken auf die Insel Grafenwerth geholt.  Die Kraft beim r(H)einreden®, die Grafenwerth allein als Insel in sich brigt,  konntest Du Dir – so wie Du geschrieben hast – in einer Pause zwischen zwei Beratungen zu Nutze machen. Es freut mich sehr, dass Du Dich in dieser Zeit inspirieren und gleichsam entspannen konntest. Aus diesem Grund mache ich diesen Podacast. Herzlichen Dank für Dein kostbares Feedback!

    In der psychosozialen Beratung geht es steht´s um die Klienten. Wie steht es denn um Dich? Ich für meinen Teil entscheide stets selber, ob und wann ich freiberuflich tätig bin. Den Luxus eine Beratung ablehnen zu können, den haben hauptberufliche Kollegen nicht so ohne Weiteres. Ich genieße den Luxus! Und auch meine Klienten profitieren davon, da ich meine Beratungen allparteilich gestalte. Ich habe es nicht nötig meinen Klienten nach dem Mund zu reden und das spüren sie auch. Sobald Du Deine Beratungstätigkeit selbst und ständig ausübst hängt Deine Existenz dran, nicht wahr? An dieser Stelle kurz mal angemerkt: Wenn Du eine eigene Praxis hast, hast du auch schon Klienten abgelehnt?

    Wann hast Du letztmals Deine Gedanken geordnet, bzw. ins Reine geredet? Wann hast Du Dich letztmals mit Deinen persönlichen Werten befasst? Regelmäßige Supervisionen sind nicht immer so einfach zeitlich einzurichten und die Kosten dafür spielen ja nun auch eine Rolle. Es erschreckt mich übrigens immer wieder von Laien zu hören, dass ein Berater doch wohl alle Techniken der Psychohygiene optimal für sich selber beherrschen muss. Wie siehst Du das? Also, aus Deiner eigenen Erfahrung heraus, sorgst Du in ausreichendem Maße auch für Deine Ressourcen?

    Einer meiner Trainer aus meinem Team im Hauptberuf sagt immer: „Schuster haben die schlechtesten Schuhe!“ und er meint damit nichts geringeres als den mangelhaften bis fehlenden Selbstschutz einiger Fachleute. Hältst und schützt Du Deine Grenzen oder überschreitest Du sie regelmäßig zum Wohle anderer?

    Das Thema ist in jedem Beruf wichtig, insbesondere aber in den sogenannten „helfenden Berufen“. Ich spreche hier vom Helfersyndrom, mit dem einige Fachleute sogar kokettieren. Ganz schön gefährlich! In meiner Ausbildung zum Systemiker habe ich recht früh gelernt, dass die Eingangsfrage: „Wie kann ich Ihnen helfen?“ ganz schnell nach hinten los gehen kann. Als Systemiker ist es nämlich nicht meine Aufgabe zu helfen! Vielmehr betrachte ich es als meine Aufgabe meinen Klienten  Möglichkeiten auffächernd zu eröffnen, auf die sie dann selber zugreifen – nachdem sie sich für ein Ziel entschieden haben. Helfen, im Sinne von Aufgaben und Arbeiten übernehmen, das darf für Dich als Berater nie das Ziel sein.

    Zurück zu meinen EGOzeiten. Sicherlich hast Du mindestens einem Deiner Klienten dieses Angebot unterbeitet, im Sinne von:  „Lieber Klient, blocken Sie sich für die nächsten 12 Monate einzelne Tage oder für die nächste Woche einzelne Stunden, an denen Sie sich um sich selber kümmern.“ Ja warum solltest Du dieses Angebot nicht selber wahrnehmen?

    Lass uns mal ins Handeln kommen. Drück hier doch einmal kurz die Pausentaste und hole Dir Deinen Kalender. Egal, ob Du einen Wandkalender in der Küche hast, einen Filofax auf Papierbasis oder den Googlekalender in Deinem Smartphone nutzt. Sicherlich wirst Du auf ein passendes Kalendarium zugreifen können. Drücke also jetzt einmal die Pausentaste und hole Dir Dein Selbstmanagementinstrument genau jetzt. Also, bis gleich.

    So, danke dass Du mitmachen und jetzt Deine Zeit einmal für Dich nutzen möchtest! Jetzt prüfe einmal genau zu welchen Zeiten Du Dich um Dich kümmern kannst? Lass mich jetzt mal so richtig auf den Putz klopfen und ganze Tage blockieren. Stelle Dir vor diese Termine sind für wichtige Klienten, von mir aus auch für hervorragend zahlende Klienten, wenn Dir das leichter fallen sollte. Oder vielleicht ganz extrem, der Termin ist so wichtig wie ein Arztbesuch. Lieber jetzt einen solchen Termin freiwillig einplanen, als im Nachhinein von Deinem Körper dazu gezwungen zu werden.

    Ich für meinen Teil habe mir pro Monat einen mindestens einen halben Tag geblockt. Das ein oder andere Mal habe ich den Termin dann auf den ganzen Tag ausgedehnt. In diesen Stunden geht es dann tatsächlich nur um Dich, um Dein EGO! Wobei ich mein EGO wie folgt definiert habe:

    Einfach Gedanken Ordnen

    Dabei gehe ich auch auf den für mein Empfinden sehr guten Rat einiger Selbstmanagementexperten ein und begebe mich auch an einen besonderen Ort, raus aus dem Hamsterrad. Ich war schon in Restaurants, in Bibliotheken, auf dem Drachenfels, immer mal wieder alleine in der Sauna oder natürlich auch einfach nur allein zum Spaziergang auf meiner Insel bei Bad Honnef (ohne Klient). Zu diesen Zeiten, an diesen Orten, frage ich ganz einfach mein Werterad ab – stets auf der Suche nach dem starken WOZU?

    Zugegebener Maßen gab es auch in meinem Leben Zeiten, da kamen mir meine EGOzeiten recht egoistisch vor. Eigentlich hätte ich ja in der Zeit schon dies und das für meine Familie, für die Arbeit oder, oder, oder, erledigen können. Mir wurde dann aber anschließend stets klar, wie gut mir meine EGOtage tun. Mit vollem Akku kann ich dann auch wieder vollwertig meinen Verpflichtungen nachkommen.

    Also, probiere es aus und blocke Dir jetzt halbe Tage, Stunden oder vielleicht auch ganze Tage? EGOtage, zu denen Du einfach mal aussteigst. Vorzugsweise vielleicht in Deiner eigenen Outdoorpraxis, in Deinem Walk & Talk Setting, als Dein eigener – als Dein bester Klient. Ich finde, die besten Methoden und Einstellungen wirken optimal, wenn Du sie selber ausprobiert hast. Also, viel Freude und eine gute Erholung!

    Fühle Dich eingeladen mir zu schreiben – per Mail über meine Homepage frank-sandkuehler.eu oder gerne auch via Twitter @rHeinreden.

    Lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden.

    Folge direkt herunterladen

    r(H)einreden – Die Timeline – #04

    Hallo und herzlich Willkommen zur vierten Folge meines Podcasts. Willkommen zum r(H)einreden®!

    Danke für das schriftliche Feedback und auch für die persönlichen Worte in den letzten Tagen! Mein Format scheint Dir zu gefallen und so darf ich heute wieder bei Dir zu Gast sein. Danke dafür!

    Neben dem Portal Podcaster.de und Spotify kannst Du jetzt r(H)einreden® auch endlich über iTunes hören. Ich hatte mich schon gewundert, warum es nun gerade bei iTunes nicht mit dem Upload geklappt hat. Der Support von podcaster.de hat schnell, freundlich und kompetent geantwortet. Bei der ersten Folge hatte ich es leider versäumt das Cover ausreichend zu komprimieren. Der Zuschnitt auf 1400 x 1400 Pixel war korrekt eingestellt, aber die Datenmenge halt knapp über dem Limit. Nachdem ich das dann nachgeholt hatte dauerte es gar nicht lange und iTunes präsentierte meine beide Folgen. Tja, manchmal sind es eben die kleinen Dinge im Leben – ab und an auch nur ein paar Kilobyte.

    Beruflich geht es bei mir nach dem Jahreswechsel wieder los und so muss ich an meinem Zeitmanagement arbeiten – sprich:

    Ab der fünften Folge werde ich im Wochentakt mit Dir r(H)einreden. Von Sonntag auf Montag werde ich die neuen Folgen veröffentlichen.

    Was bedeutet Dir eigentlich Zeit? Heute geht es hier um die Methode der Timeline, die in der Fachliteratur auch unter dem Begriff  „Zeitstrahl“ beschrieben wird. Um das zu klären, erlaube mir erst ein paar Gedanken zur Zeit ins Reine zu reden.

    Ist Zeit für Dich eher knapp bemessen? Überlege  einmal kurz selber. Wie gehst Du mit Deiner Zeit um? Hast Du vielleicht im Moment genug davon und weisst eher nichts mit ihr anzufangen? Von Peter Fraenkel stammt der Satz: „Meine Zeit ist nicht Deine Zeit!„. Neben den physikalisch zu erfassenden Stunden, Minuten und Sekunden erscheint die Zeit also auch als Zustand, den wir sehr individuell empfinden. Soweit so gut.

    Wir als lebendige Systeme können also niemals statisch oder absolut gleich bewertet werden, sondern wir befinden uns stets im Fluss der Veränderungen. Für mich als Berater ist dieser Umstand sehr wichtig. Der Moment auf der Insel Grafenwerth, in dem ich mit meinem Klienten ein Thema bespreche, der passiert jetzt und ist dann auch schon wieder direkt vorbei; so wie das jetzt gerade vorbei geflossene Rheinwasser. Das Ergebnis des Werterades (Folge zwei des Podcasts) stellt auch immer nur eine Momentaufnahme dar. Ich kenne Kolleginnen und Kollegen, die genau aus diesem Grunde niemals ein Foto vom Werterad erstellen und es nie dem Klienten zusenden würden. Es ist ja möglich, dass dem Klienten bereits auf dem Heimweg eine Änderung der Skalierung klar wird. Diesen Entwicklungsschritt könnten sie  mit der Momentaufnahme stören, wie man mir sagte.

    Die eigentliche Arbeit leistet Dein Klient ja stets und bekanntlich zwischen den Beratungsterminen! Rückblickend erinnern sich Klienten an ihre Handlungen und Entscheidungen, die sie „damals“ getroffen haben. Ändern können sie diese nicht mehr – genausowenig wie wir Menschen ausgesprochene Worte zurücknehmen können. Wie schon René Borbonus lyrisch auf den Punkt gebracht hat:  „Achte auf Deine Worte!“

    Warum solltest Du also in Deiner Outdoorpraxis auf eine Methode zugreifen, die mit dem Faktor Zeit arbeitet?

    Schnell vergessen ist ein Life-Event sobald sich der Alltag wieder eingespielt hat. Oft kosten diese Kraft und Ausdauer und es ist faszinierend, wie wir diese besonderen Lebenserfahrungen meistern. Die eigene Hochzeit, eine schwere Krankheit, die Geburt eines Kindes oder ein Todesfall in der Familie. Diese Ereignisse wurden von Deinen Klienten bewältigt – ob positiv oder negativ konotiert – alle Ereignisse sind Erfahrungen und somit auch Ressourcen!

    Als Systemiker begleite ich meine Klienten auf ihrer „Zeitreise“ zu den ganz persönlichen Ereignissen der Vergangenheit – allerdings nicht i.S. einer Anamnese der „Störungsauslöser“. Es ist für mich auch nicht von Relevanz welche Diagnose „damals“ von welcher Fachkraft auch immer gestellt wurde. Diese Antworten folgen auf die Frage „Warum?“.

    Frage Deine Klienten eher nach dem „Wozu?“.

    Wozu hat dieses damalige Ereignis Deinen Klienten verholfen. Welche Lösungsansätze haben damals funktioniert? Fokussiere das Positive in der erzählten Realität. Das hat nichts mit Schönreden zu tun!

    Es gibt nicht das Licht. Überall wo Licht ist findest du auch Schatten. Aber der Schatten kann nur entstehen, wenn es Licht gibt!

    Berichtet Dein Klient z.B. vom frühen Tot eines Elternteils, so kann dieser Verlust dazu geführt haben, dass er als Kind schnell selbständig wurde. Diese damals erfolgreiche Überlebensstrategie könnte ihm heute als Erwachsener hilfreich sein. Welche Kräfte und welche Umstände verhalfen ihm damals konkret zur Selbständigkeit und wie können diese  heute reaktiviert werden? Welche Menschen haben ihn damals unterstützt?

    Diese Ressourcen können besonders gut aktiviert werden, wenn Du bei Deinem Klienten möglichst viele Sinne ansprichst. Beim r(H)einreden® arbeite ich mit den direkt am Rhein befindlichen Parkbänken.

    Timeline Grafenwerth
    ©Frank_Sandkühler_2017

    Von diesen aus nutze ich den freien Blick auf den Rhein. Meine Timeline wird also nicht vor dem Klienten auf Papier aufgemalt, sondern er muss sich selber entlang des Zeitstrahls bewegen. Auch verwende ich keine Seile oder Taue, wie einige Kolleginnen und Kollegen in ihren Praxen auslegen. Entlang des Rheins stellen die Parkbänke jeweils Meilensteine im Leben der Klienten dar. Wie viel Zeit zwischen den Bänken verstreichen soll, entscheidet immer der Klient. Ein Jahr, eine Woche oder eine Dekade? Der Rhein setzt hier als wunderbare Metapher für den Fluss der Zeit besonders gut Kräfte frei. Am Fluss hörst Du das Plätschern des Wassers und spürst den Wind im Gesicht. Die einfache Bewegung an der frischen Luft und die Sauerstoffaufnahme in der Natur aktivieren den Stoffwechsel! Dein Klient und vor allem seine Gedanken werden in Bewegung gebracht. In einer der nächsten Folgen werde ich auf die physiologischen Fakten und Vorteile der Beratung im Gehen eingehen.

    Dabei kommt es auch und vor allem auf die Qualität der Fragen an, die Du Deinem Klienten stellst. Guten Fragen zu stellen ist oft zielführender, als gute Anworten zu geben. Hierzu findest Du sehr gute Lehrbücher über das „Systemische Handwerkszeug“. Den Sinn von Fragesammlungen, i.S.v. „1001 systemische Fragen – für 1,99€ im Download“ wage ich hier in aller Deutlichkeit anzuzweifeln. Das mechanische Abspulen von Fragen hat nichts mit einer systemischen Grundhaltung zu tun. Da kann die Methode auch noch so gut sein. Wenn die richtige Einstellung des Systemikers fehlt, dann wird es schwierig für beide Seiten.

    Ich möchte hier Heinz Foerster zitieren, der als Biophysiker und Mitbegründer der kybernetischen Wissenschaft den Begriff der „lethologischen Haltung“ erschuf. Als Berater, Coach und Trainer  stellst Du in dieser Haltung Dein Wissen bewusst in den Hintergrund und lässt Dich von den Lösungsansätzen Deines Klienten überraschen! Ich möchte hier den Vergleich mit einer neugierigen und wertungsfreien Grundhaltung aufführen. Diese Haltung in der Beratung ist beispielsweise von offen gestellten Fragen geprägt.

    Zurück zur Timeline auf der Insel Graenwerth: Flussaufwärts gehen wir in die Vergangenheit und mit dem Strom über die Gegenwart dann auch in die Zukunft. Meine Klienten finden in der jeweiligen Epoche auf einer Parkbank Platz und gelegentlich legen sie sich auch auf die Bank und blicken in den Himmel – kein Scherz! Der Wechsel in eine nicht gewohnte Perspektive ist für den Beratungsprozess äußerst hilfreich. Natürlich muss man sich auf diese Methode einlassen können und auch wollen. Dann öffnen Wünsche, Träume, Ziele und Werte der Vergangenheit evtl. im Heute Türen zu neuen Wegen und Möglichkeiten.

    Wie soll Dein Klient nun Herausforderungen der Zukunft bewältigen? Bislang ging es ja nur um die Vergangenheit. Auch hier hilft die Methode des Zeitstrahls. Ich gehe mit meinem Klienten,  gleichsam der Nutzung einer Wunderfrage, am Rhein flussabwärts in die Zukunft. Dabei erfrage ich genau den Zeitpunkt, an dem die Herausforderungen wahrscheinlich überstanden sein werden und sammle hier dann wieder mit allen Sinnen Impulse.

    Fake it until you make it! Kollegen nennen das dann gerne ein Zielfoto des Klienten.

    Oder anders gesagt:
    Wozu soll in der Zukunft auf die Herausforderung der heutigen Gegenwart gut gewesen sein?

    Ein Ergebnis ist dann der gewisse Abstand zur Herausforderung, die ja heute als ein schier unüberwindbares Problem empfunden wird. Dieser Abstand verschafft Deinem Klienten eine Veränderung des Gesamteindrucks der Lage.

    Manche Methoden erscheinen auf den ersten Blick etwas ungewohnt oder auch seltsam und das ist auch gut so! Sie können als heilsame Irritation, im Sinne eines Reinredens, genutzt werden. Dabei solltest Du Deinem Klienten aber niemals etwas einreden! Er ist Experte für sein Leben und Du eröffnest ihm mit dieser Methoden nur neue Wege und Einblicke zu seinen persönlichen Lösungsansätzen.

    Das wars für heute.
    Du hast Fragen oder Anregungen zur Timeline? Vielleicht hast Du auch schon eine andere Variante durchgeführt? Dann schreib mir gerne Deine Erfahrungen per Mail oder via Twitter (@rHeinreden).

    Wenn Dir dieser Podcast nützlich erscheint, dann bewerte ihn gerne positiv und erhöhe somit seine „Sichtbarkeit“. Danke dafür!

    Viel Spaß beim Ausprobieren und vergiss nicht,
    mit mir kannst Du r(H)einreden®

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