• r(H)einreden | systemische Beratung im Gehen

    Die Wahrheit – r(H)einreden® #15

    Die Wahrheit

    Machst Du Dir die Welt, wie sie Dir gefällt? Die Wahrheit im Konstruktivismus finden – beim Walk and Talk Deinen Klient:innen neue Wege aufzeigen.

    Der Konstruktivismus eröffnet neue Möglichkeiten in der Beratungsarbeit. So kannst Du als Berater, Coach, Trainer und Therapeut Klient:in im Gehen neue Wege aufzeigen.

    Neue Wege aus der Hilflosigkeit in die Eigenverantwortung und so wieder in die Selbstwirksamkeit.

    Ich freue mich über Feedback, gerne über Twitter oder direkt über meine Homepage frank-sandkuehler.eu.

    Einfach mal reinhören beim r(H)einreden®

    Beratung im Gehen bei Kontaktsperre um Covid-19? #14

    Herzlich willkommen beim r(H)einreden®!

    Meinen Podcast-Relaunch hatte ich mir eigentlich mit einem anderen Thema zu Ostern in der Redaktion eingeplant, aber nun schwenke ich doch auf die aktuelle Lage um die Erkrankung COVID-19 ein. Heute frage ich mich: Sollten wir  Beratung im Gehen bei Kontaktsperre um Covid-19 durchführen? Sollte ich in der Natur, Face-to-Face, weiterhin r(H)einreden® anbieten?

    Heute ist Ostersonntag, der 12.04.2020, und wenn Du diese Episode hörst, dann haben wir in Deutschland ca. 125.000 Coronafälle gezählt (Johns Hopkins University) – den Link zur aktuellen Statistik  findest Du hier unten in meinen Shownotes. Wir leben seit mehreren Wochen in einer Form des Shutdowns und das öffentliche Leben ist weitestgehend zum Stillstand gekommen, Kitas und Schulen sind weiterhin geschlossen. Neben der Sorge um die Ansteckung mit dem Covidvirus sind Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit für weite Teile der Bevölkerung eine Belastung. Ältere, gesundheitlich vorbelastete, chronisch erkrankte Menschen sollten gar nicht mehr am öffentlichen Leben teilhaben. Für unsere psychische Verfassung stellen diese Umstände eine Herausforderung dar.

    Psychosoziale Beratung ist in diesen Zeiten mehr als sinnvoll! Da könntest doch auch Du als Berater Deine Beratung im Gehen anbieten, oder? Im Bereich der sozialen Arbeit fallen Angebote weg, Angebote für Kinder/ Eltern  in schwierigen Familienverhältnissen z. B.! Im sozialen Sektor geht man momentan von einer hohen Dunkelziffer der Kindeswohlgefährdung aus, um hier mal eines der furchtbaren Beispiele zu nennen. Praxen schließen und die Menschen bleiben mit ihren Sorgen und Nöten alleine zu Hause.

    Eigentlich wäre dies jetzt der perfekte Zeitpunkt zur Etablierung der Beratung im Gehen, wäre da nicht die Kontaktsperre. Einige Kollegen in meinem Beratungssegment bieten diese Möglichkeit nun auch verstärkt an – ganz nach dem Motto: Jetzt erst recht! Findest Du das richtig? Gehst Du da mit?

    Gerade Kolleginnen und Kollegen in der finanziellen Notlage, die bei den Solopreneuren unter den Beratern, Coaches, Trainerin und Therapeuten nun herrscht, sehen hier ein Chance. Das Kontaktverbot bedeutet vielerorts  eine geschlossene Praxis! Du kennst sicherlich auch den ein oder anderen Kollegen, der keine Vorträge mehr halten kann, keine Workshops mehr anbietet und auch seine Termine zu den Intervisionen oder Supervisionen auf null zurückfahren musste. Wir sprechen hier von Bedrohungen der Existenz. Die Freiberufler unter uns, so wie auch ich, haben es hier noch verhältnismäßig gut uns sollten den Vollselbständigen hier die Aufträge für Beratung im Gehen belassen! So sehe ich das!

    Die Kreativität trägt nun auch andere Blüten und plötzlich bieten mir nichts – Dir nichts Kollegen telefonische Beratungen an. Vorsicht! Das ist ein ganz anderes Setting, als in der Praxis im Face to Face! Wesentliche nonverbale Informationen fehlen hier auf beiden Seiten. Auch wenn die finanzielle Not noch so groß ist, Telefonseelsorge sollte den Profis vorbehalten bleiben. Ich habe den Link zur Seite der Telefonseelsorge in meinen Shownotes mit aufgeführt. Ich könnte mir vorstellen, dass hier nun vermehrt Beraterinnen und Berater gesucht werden.

    Und so kommt der ein oder andere Kollege, der sonst so überhaupt nichts von einer Beratung im Gehen hielt, plötzlich und unerwartet – aufgrund der finanziellen Not – auf die Idee: Ich geh jetzt einfach mal im Gehen beraten.

    Ihre Argumente als Befürworter von Walk & Talk in diesen Wochen:

    • Wir beraten in der Natur und nicht in den geschlossenen Räumen der Praxis
    • Wir bewegen uns an der frischen Luft und fördern so die Resilienz
    • Wir beraten 1 zu 1 und handeln somit konform zu den Kontakteinschränkungen
    • Wir bewegen den Hormonhaushalt positiv – Stresshormone werden abgebaut

    Das spricht meiner Meinung nach dagegen?

    • Wir müssen die sogenannte Reproduktionszahl auf unter 1 senken, damit die Kurve nicht nur flach bleibt (#flattentheCurve) – diese Kurve muss gestoppt werden! Nur so können unsere Gesundheitsämter wieder Infektionsverläufe (Ketten) verfolgen. Deshalb reicht es nicht nur aus, dass alle Kontakte in der Öffentlichkeit auf zwei Menschen beschränkt werden! Diese Menschen müssen aus dem gleichen Haushalt kommen, bzw. aus einer Familie/ Wohngemeinschaft. Meine Klienten zähle ich ganz klar nicht zu meinem engeren Kontaktkreis, somit geht auch dieser Kontakt für mich nicht in Ordnung! Oder wie siehst Du das im Umgang mit Deinen Klienten? Ich füge übrigens auch den Link zu den Informationen ,zum Steckbrief des Coroan-Virus beim Robert-Koch-Institut, meinen Shownotes bei.

    Meine Klienten kommen überwiegend aus der Region um Bad Honnef herum zu mir – fast gar nicht aus Bad Honnef selbst. Von Rheinaufwärts bis Neuwied und abwärts bis Bonn erreichten mich im letzten Jahr Anfragen. Mit meinem Angebot würde ich also auch Menschen außerhalb meines Wohnorts zu einer Anfahrt mit Bus und Bahn animieren. Auch dies würde das Risiko einer Infektion erhöhen. Das geht gar nicht!

    Wir müssen den Abstand von ca. 2 m einhalten. Ich möchte ungern meine Fragen zu den psychosozialen Themen des Klienten über zwei Meter hinweg laut stellen (rüberrufen)! Hier sehe ich letztlich das Risiko zur Verletzung des Privatgeheimnisses (§ 203 StGB). Die Rheinauen, Fußwege und auch Grafenwerth selbst sind gut besucht.

     

    • Wir können uns auch nicht außerhalb der Insel Grafenwerth auf der persönlichen Spazierstrecke der Klienten zur Beratung im Gehen treffen. Das war bei mir schon vor der Lage um Covid-19 aufgrund der Umwelteinflüsse keine Option! In den heutigen Zeiten werde ich aber erst recht nicht in andere Regionen reisen – das bin ich meinen Lieben schuldig.

    Meiner Meinung nach ist dies jetzt die Zeit für uns Berater, Coaches, Trainer und Therapeuten, um die Konzeption zur Beratung im Gehen vorzubereiten oder eine vorhandene zu überarbeiten. Dazu biete ich Euch mit meinem Podcast nützliche Anregungen. Ich kann nur davon abraten: „Einfach mal in einer Beratung loszugehen“. Ihr könnt von meinen Erfahrungen, den ausprobierten Problemlösungen die ich hier anbiete, Nutzen ziehen. Fehler und unangenehme Situationen könnt Ihr so vermeiden. Professionalität in der Praxis ist nicht kongruent mit der Beratungssituation im Gehen herstellbar. Das kann ich Euch sagen!

    Was können wir denn dann jetzt für unsere Klienten anbieten?

    Impulse aus der Ferne – das sehe ich als Möglichkeit. Nutze die neuen Medien, z.B. ein Smartphone. Dein Klient kann auch alleine einen Spaziergang machen. Gib ihm den Impuls dazu. Damit es auch einen Grund dafür gibt, kannst Du ihn dazu animieren drei Dinge zu fotografieren, die seine Aufmerksamkeit finden. Diese Bilder kann er Dir dann nach dem Spaziergang zusenden und vielleicht auch zu je einem Bild einen Kommentar hinterlassen. Warum fotografierte er gerade diesen Stein, diesen Weg oder jene Ente auf dem Rhein? Wichtig, vorher solltest Du ihn darauf aufmerksam machen, dass er nicht so ohne Weiteres Menschen fotografieren und deren Bilder dann durch die Welt schicken darf – ich spreche hier das Recht am eigenen Bild an. So kannst Du neben den Vorteilen eines SOLO-r(H)einredens auch gleich ein wenig Medienkompetenz vermitteln. Die Erlebnisse beim Spaziergang werden sich dann besonders gut in der Erinnerung Deines Klienten festsetzen, da bin ich mir sicher.

    Auch die Onlineberatung sehe ich als sinnvollen Ausweg. Allerdings gelten hier die gleichen Aspekte wie beim Beraten im Gehen. Gewusst wie! Eine Zusatzausbildung ist hier zwingend notwendig! In einer der folgenden Episoden gehe ich auch noch darauf ein.

    Soweit erstmal für heute!

    Also, ich hoffe Du hast hier wieder ein paar interessante Anregungen finden können und kannst so die Planung Deines eigenen Settings zur Beratung im Gehen für die Zeit nach Covid-19 Erkrankungen planen.

    Lass es Dir in den kommenden Ostertagen gut gehen! Ich hoffe sehr, dass es bei Dir auch ruhige Momente geben wird. Hör doch dazu einfach mal in meine Episode #5 rein – Deine EGO-Tage. Vielleicht hilft es Dir ja in den schweren Zeiten auch mal an Dich selbst zu denken. Eine alte Weisheit besagt: „Schuster haben die schlechtesten Schuhe!“

    Zu guter Letzt möchte ich hier meinen Tweet von Karfreitag wiederholen:

    Gott,
    gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
    den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
    (Reinhold Niebuhr)

    In diesem Sinne – bleib gesund und besonnen.

    Vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden®

     

    Links der Episode:
    https://coronavirus.jhu.edu/map.html, abgerufen: 12.04.2020, 12:12 Uhr CET

    https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html, abgerufen: 12.04.2020, 12:19 Uhr CET

    https://telefonseelsorge.de/, abgerufen: 12.04.2020, 12:13 Uhr CET

    r(H)einreden – Das Gedankenkreisen – #13

    Hallo und herzlich willkommen beim r(H)einreden!

    Meine letzte Episode drehte sich um das Auftragskarussell und auch heute geht es wieder um Drehungen, um negative Drehungen, um das Gedankenkreisen. Wie kann die Beratung im Gehen, das Walk & Talk, dagegen wirksam helfen?

    Es ist ein paar Monate her, da fragte jemand auf Twitter offen in der Timeline: Was kann ich gegen das Grübeln machen?.

    Ich erweitere mal die Frage hier um den Faktor: Muss man denn immer etwas gegen das Grübeln unternehmen? Ist es nicht wünschenswert, dass gerade im Zusammenhang mit einer Beratung Klienten ins Nachdenken kommen? Sollten die Gedanken nicht immer in Bewegung geratenauch wenn es kreisende Gedanken sind? Nun ja, wenn es einen Leidensdruck gibt, dann auf jeden Fall!

    Grübeln oder Gedankenkreisen kannwenn es außer Kontrolle gerätdie Lebensqualität Deiner Klienten massiv einschränken. Auf den Tweet hin erinnerte ich mich an meine Semester der klinischen Psychologie im Studium und gab meine Antwort zum Besten:
    Such Dir einen Grübelstuhl & immer wenn Deine Gedanken zu kreisen beginnensetz Dich daraufbestenfalls vor eine Wand. Auf dem Stuhl sollst Du in aller Ausführlichkeit das Grübeln genießen und auslebenzu jeder Tageszeit! ABER an keinem anderen Ort der Wohnung! TRY IT!
    Die Antwort war: An keinem anderen Ort, als in der Wohnung? Oder als keinen anderem Ort, als diesem Stuhl? Das letzte kann ich mir gut vorstellen. Eine gute Idee!

    Der Sinn dieser Methode besteht meines Erachtens darin, den Grübeler aus seiner Schleife herauszuholen. Er muss nun den Platz zum Grübeln aufsuchen und das bedeutet wiederum einen gewissen Aufwand. Außerdem bewirkt er so das genaue Gegenteil dessen, was ich beim Walk & Talk anstrebe. Die außer Kontrolle geratenen Bewegungen der Gedanken bringt Dein Klient zum Halten, wenn er selber innehält. Das körperliche Anhalten, das ein geistiges Innehalten mit sich bringt. Hier wirkt natürlich eine Entspannung besonders gut. Ein entspannter Körper kann keinen Stress erleben!

    Trotz der sinnvollen Beendigung einer Bewegung, bietet sich meines Erachtens Walk & Talk trotzdem an, allein schon wegen der entspannenden Einflüsse, die seitens der Natur auf Körper und Geist einwirken. Auch wenn es nicht sofort zu einem Beratungstermin Deines Klienten bei Dir auf Deiner Walk & Talk Insel kommen kann, so kannst Du ihm als Methode den Gang in den Garten, außer Haus, auf den Hof oder ähnliche Möglichkeiten anbieten. Die beruhigende Wirkung der Natur ist sofort spürbar. Dort kann er dann seinen Grübel-Stuhl finden. Eine Parkbank, ein großer Stein oder eine schöne Wiese, auf der er sich niederlassen kann. Mit der Entspannung kommt dann auch der gewisse Abstand zur Thematik auf. Also, diese Methodik kannst Du auch beim Walk & Talk mit Klienten im Modus des Gedankenkreisens anbieten, wenn eigentlich eine Entschleunigung angezeigt ist.

    Irgendwann wird Deinem Klienten dann der Aufwand vielleicht doch zu hoch erscheinen und er durchbricht seine Problemtrance mit der Erkenntnis: Meinen Grübelstuhl zu besetzten, das ist reine Zeitverschwendung!

    Aber handelt es sich beim Grübeln wirklich um eine Zeitverschwendung? Ist es so einfach abzustellen? Ist es nicht vielmehr ein Zeichen von Intelligenz Deines Klienten? Immerhin macht er sich ja überhaupt Gedanken.

    Das pathologische, das krankhafte Grübeln, das ist leider nicht so leicht abzuschalten. Bitte bedenke, ich bin kein Arzt und kein Therapeut und ich tue hier auch nicht so als wäre ich ein solcher! Ich berate Dich hier zum Walk & Talk, damit Du selber als Berater und Coach Deine Klienten gut versorgen kannst. Wenn Du als Therapeut aktiv bist, dann ist das hier für Dich wahrscheinlich sowieso nichts Neues.

    Wir alle sollten unsere Grenzen kennen und uns darüber in jeder Beratung im Klaren sein. Das stete Grübeln kann ein Symptom ernsthafter Erkrankungen darstellen, wie z. B. einer Depression oder einer Angsterkrankung. Überschreite Deine Kompetenzen nicht! In gewissen Situationen ist es ratsam Deine Klienten an eine andere Profession zu verweisen. Ein erster Ansprechpartner für Deine Klienten sollte der Hausarzt sein. Vielleicht verweist dieser dann auch an einen ärztlichen Psychotherapeuten? Es sollten in jedem Falle körperliche Fehlfunktionen auf biochemischer Basis abgeklärt werden! Sind die Körperfunktionen, z. B. der Hormonspiegel, im Normbereich, dann kann das Grübeln an sich auch als Mechanismus des menschlichen Geistes betrachtet werden, als Warnsignal! Ein Warnsystem, zur Wahrung unserer Grenzen. Beispielsweise bei einer drohenden Überforderung im Alltag. Es macht uns auf Störungen aufmerksam. Grundlegende Ängste, Beziehungsthemen, oder ähnliche existenzielle Risiken. Wobei hier nicht die eigentlichen Themen im Fokus stehen, sondern vielmehr die Ängste vor den Folgen dieser.

    Beispielsweise: Angst vor Arbeitslosigkeit mit der daraus resultierenden Angst vor der Klärung: Wie kann ich dann meinen Lebensunterhalt bestreiten? Verliere ich meine Wohnung? Verliere ich meine Familie? Eigentlich, ist dieser Mechanismus gut für Deinen Klienten.

    Positiv werte ich diesen Warnhinweis, wenn darauf eine Aktion folgt. Wenn Du Deinem Klienten mögliche Wege aufzeigst, die er nach dem Innehalten beschreiten kann. Wenn Du den kreisenden Gedanken Deines Klienten eine Richtung anbietest. Eine nach der Pause sofort folgende Aktion vielleicht. Den ersten Schritt muss er dann natürlich selber machen.

    Zum Beispiel kann der Gedanke aufgeschrieben werden. Dann wird er daraufhin geprüft, ob er veränderungswürdig ist. Kann Dein Klient nun wirklich etwas an der Situation ändern. Wenn nicht, dann sollte er sich diesen Umstand bewusst machen. Am Rhein können hierzu diverse Rituale etabliert werden, z.B. aufschreiben und das Papier dann am Rhein, in einem Steinkreis verbrennen (so vermeidest Du dass die Flammen überschlagen).

    Ganz im Sinne von:
    Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (R.Niebuhr)

    Sollte der Gedanke zu einer konkreten Handlung führen, dann gilt es diese umzusetzenbestenfalls sofortoder sie zu terminieren. Wann habe ich Zeit mich darum zu kümmern? Aus dem Sinn, aufs Papier und ab in den Kalender.

    Ganz pragmatisch könnte sich Dein Klient dann ziel- und lösungsorientiert eine Checkliste aus dem Internet herunterladen, aus der die einzelnen Schritte im Falle einer Arbeitslosigkeit hervorgehen. Diese kann er auch noch durch persönliche Anmerkungen ergänzen. Der begrübelte Fall traf noch nicht ein, ok. Allerdings hat Dein Klient nun mit dieser Liste für eben diesen Fall der Fälle bestens Vorbereitungen getroffen und kann bei wiederkehrenden Gedanken einfach einen Blick in die Liste werfenGefahr erkannt / Gefahr gebannt. Solche Vorbereitungen können auch für andere Life Events erstellt werden. Todesfälle in der Familie, ein unerwarteter Krankenhausaufenthalt oder ein defektes Familienauto.

    Also, ich hoffe Du konntest auch aus dieser Episode etwas Sinnvolles für Deine Beratungen im Gehen gewinnen. Auch, wenn wir bei dieser Fragestellung des Gedankenkreisens eigentlich Körper und Geist innehalten lassen wollen.

    Wenn es Dir gefallen hat, dann erzähle es alle denen weiter, die Du magst. Und wenn nicht, dann berichte allen denen davon, die Du nicht magst!

    Anyway, lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden®!

    r(H)einreden – Das Auftragskarussell – #12

    Hallo! Schön dass Du wieder reinhörst, beim r(H)einreden®

    Meine letzte Episode habe ich vor einer gefühlten Ewigkeit produziert. Das hat auch etwas mit meinem nun erweiterten Wirkungsbereich im Hauptjob zu tun. Lebensumstände ändern sich, denn Leben bedeutet Veränderung. Und so musst Du Dich auch das eine oder andere Mal auf neue Umstände einstellen und Dich organisieren. Gerade in den vergangenen Monaten durfte ich das am eigenen Leib erleben und meine Komfortzone verlassen. Selbstverständlich sind dann die systemischen Methoden und Techniken sowie eine systemische Grundhaltung hilfreich! Das ist ein stetiger Prozess der Tag für Tag aufs neue Anpassung erfordert.

    Du als Berater, Coach, Trainer und Therapeut solltest auch privat auf Deine bewerten Techniken zurückgreifen. Deine eigenen Erfahrungen mit dem systemischen Werkzeugkoffer erhöhen auch die Qualität der Tools in der Arbeit mit Deinen Klienten.

    Bei mir geht es heute um eine konkrete Fragestellung, die üblicher Weise im Beratungsprozess auf Dich zukommen wird. Dein Klient ist sich über seine Werte klar und hat darauf aufbauend seine Ziele definiert? Prima, dann geht es jetzt an die Umsetzung. Es werden Aufgaben generiert. Und schon kann es zur „Überflutung“ kommen. Eine Überreizung des „Entscheidungsmuskels“ droht. Einige Kollegen gehen pauschal davon aus, dass wir früh am Tag noch fit für Entscheidungsfindungen sind. Deshalb sollten wir zu der Zeit an den schwerwiegenden und richtungsgebenden Entscheidungen arbeiten. Danach wird es schwerer, bzw. anstrengender. In dem Zusammenhang hört man immer wieder auch vom Grundsatz „Eat the frog!“. Tja und wenn Dein Klient nun nachmittags oder Abends bei Dir gebucht hat? Dann hilft Dir die Methode, die ich Dir heute präsentieren möchte: das Auftragskarussell.

    In der Praxis oder beim Walk and Talk solltest Du erstmal das Terrain erkunden. Wer spielt im Leben Deines Klienten eine Rolle und wirkt indirekt bei der Entscheidungsfindung mit?

    Wozu der Aufwand? Na ja, Dein Klient trägt niemals alleine die Konsequenzen seiner Entscheidungen. Er richtet auch Aufträge an Dich, die er bewusst oder unbewusst von anderen Personen seines Umfeldes, seiner Systeme, mit sich bringt. „Der dritte Mann“, sozusagen, ist in Deiner Beratung quasi als einflussreiche Person mit unterwegs. Ein Familienmitglied, die Freunde, die Kollegen, ja sogar der Nachbar spielen hier eine Rolle. Nimm beispielsweise die Entscheidung den Job zu wechseln und dazu in eine andere Stadt zu ziehen. Daran wird es deutlich.

    Finde also möglichst schnell einen Weg eben diese Einflüsse zu erfassen. Wer richtet sich mit Aufgaben an Deinen Klienten? Wie empfindet Dein Klient diese Umstände? Kommt er damit klar oder fühlt er sich überfordert, gar zerrissen? Finden sich in den Anforderungen eventuell gegensätzliche Interessen hinter den Aufgaben? Gilt es neue Wege zu beschreiten, ganz im Sinne von: „Auf zu neuen Ufern“? Oder sollte man lieber altbewährte und sichere Wege nicht verlassen? Was wird erwartet? Was erwartet Dein Klient von sich selbst und welche Erwartungserwartungen stehen vielleicht hinter den Aufgaben und den damit verbundenen Zielen? Vielleicht hat Dein Klient ja den Ratschlag bekommen sich unbedingt bei Dir die Lösung des Problems abholen zu kommen?

    Vorsicht, in dem Fall ist der wichtigste Faktor der Beratung ins Spiel zu bringen. Dein Klient ist Experte für sein Leben. Du bist der Experte für die Methoden, die seine Entscheidungsfindung erleichtern. Darum informierst Du Dich ja auch hier bei mir über die Möglichkeiten des Walk & Talks. Bei mir gibt es keine fertigen Lösungspakete frei Haus. WICHTIG: Die Arbeit macht mein Gast auf der Insel Grafenwerth selbst und so solltest Du auch mit Deinen Klienten arbeiten, nur dann schließt sich der Kreis.

    Bei Deiner Suche nach den Aufträgen sowie den Aufträgen hinter den Aufträgen spielen die Werte Deines Klienten eine große Rolle. Nochmal, sich entgegenstehende Werte führen zu inneren Konflikten und das volle Potenzial kann nicht abgerufen werden. Dein Klient lebt mit dem Gefühl einer inneren Zerrissenheit. Ganz im Sinne von: „Egal wie ich mich entscheide, es ist irgendwie immer falsch?!“ Hier finde ich die Erkenntnis wertvoll, dass es für Deinen Klienten stets die persönlichen Eindrücke und Interpretationen seiner eigenen Erlebnisse sind. Pauschal wird es objektiv weder ein Richtig noch ein Falsch geben. Eben mit dem Auftragskarussel bringst Du hier schnell Licht ins Dunkle und eröffnest Deinem Klienten sachlich neutral neue Wege in die Zukunft.

    Das Auftragskarussell empfinde ich als nachhaltig, da Dein Klient – wenn er die Vorgehensweise verinnerlicht hat – diese auch später alleine durchführen kann. Quasi verhilfst Du ihm zur Selbsthilfe.

    Und so gehe ich auf Grafenwerth vor:

    Ich sorge zunächst für einen gewissen Abstand zur alltäglichen Belastungssituation. Nach Überquerung der Brücke sind wir quasi mit dem Betreten der Insel unter uns. Ich nutze den Abstand zum Hamsterrad um die Akkus wieder aufladen zu können. Alles, was auf der Insel passiert bleibt auch auf der Insel. In einer der vorherigen Episoden bin ich auf diesen Einstieg in die Beratung näher eingegangen. Dieses Gesetz ist also nicht nur in Praxisräumen anzuwenden und dient auch hier auf Grafenwerth dem Schutz Deines Klienten.

    Beim r(H)einreden nutze ich die positiven Effekte der Umgebung, die Wirkung der Natur. Übrigens, auch ich kann nicht anders – ich muss einfach auf Grafenwerth entspannen. So wird recht schnell und einfach die Basis für eine beiderseits entspannte Betrachtung der Fragestellung hergestellt.

    In einer meiner Erstberatungen beispielsweise hatte ich mich zu einem Termin inhouse einladen lassen. Zwei Kollegen, die ebenfalls in beratender Funktion für niederschwellige Angebote zusammenarbeiteten, hatten mich gebucht. Die Insel Grafenwerth war zu dem Zeitpunkt leider für die beiden Klienten keine Option, weil zu weit entfernt.

    Thema: Optimierung der Zusammenarbeit mit den Klienten, den Kollegen und den Vorgesetzten. Auch hier habe ich zunächst den Versuch gestartet einen gewissen Abstand zur Arbeit herzustellen. Vergeblich! Wir waren ja nun mal vor Ort „auf der Arbeit“, in den Räumen und die anderen Mitarbeiter befanden sich im Büro nebenan. Das ging überhaupt nicht und hier lernte ich auch, dass sich Beratungen inhouse, im Gegensatz zu niederschwelligen Trainings, deutlich schwieriger gestaltet.

    Also, zurück zum Auftragskarussell. Auf Grafenwerth nutze ich, wie ich ja bereits in vorherigen Episoden berichtet habe, gerne eine Boule Bahn. Hier kannst Du Dir gerne nochmal die Episode #2 zum Werterad anhören. Mein Klient findet auf der Bahn einen schönen und für ihn passenden Platz und stellt sich einfach und entspannt dort hin. Mit einem Stock aus der Umgebung zieht er dann einen Kreis um sich. Er entscheidet über die Größe des Umfangs. Mit seinen Füßen „markiert“ er dann den Platz auf dem jeder seiner beiden Füße im Zentrum des Kreises steht – seinen aktueller Standpunkt.

    Im nächsten Step gehen wir dann an das Flussufer hinunter und laufen hier rheinauf- oder rheinabwärts, je nach Wunsch des Klienten. Im „Laufe“ des Gesprächs frage ich dann alle bei seinem Anliegen beteiligten Personen ab und lasse den Klienten für jeden Beteiligten einen Stein auswählen. Auch für Umstände und Begebenheiten kann ein Stein gewählt werden. Beispielsweise für den „alten Familienwagen“, der stets kaputt ist, Zeit und Geld kostet und somit auch eine Aufgabe darstellt. Ganz bewusst soll der Klient dann dem jeweilige Stein ein Merkmal zuordnen – ein Wort. Die Steine nehme ich dann an mich und so hat der Klient für jede neue Person/ jeden Umstand wieder freie Hände. Ganz praktisch finde ich hier einen Beutel mit einem Tuch zu nutzen. Ich befreie den Stein von Sand, bevor ich ihn in den Beutel lege – bereit für die weitere Arbeit. Dieser vorbereitende Schritt der Methode kann etwas Zeit beanspruchen.

    Dann gehen wir zurück zum Kreis und ich reiche dem Klienten einen Stein nach dem anderen – mit Bezug auf die jeweilige Person. Zu diesem Zeitpunkt ist meine volle Aufmerksamkeit gefragt. Ich höre aktiv zu und stelle passende Fragen zu den Aufträgen. Nun ist es am Klienten den jeweiligen Auftrag an sich in einem konkreten Satz zusammenzufassen. Der Satz soll laut ausgesprochen werden, während der Stein innerhalb oder außerhalb des Kreises platziert werden kann. Wichtig: Je näher der Stein am Klienten abgelegt wird, desto dringender erscheint ihm der Auftrag. Dies passiert meist unbewusst und Dein Klient wird überrascht sein, wenn Du ihn nach dem Ablegen der Steine darauf aufmerksam machst. Auf dem Kreis selber liegende Steine stellen eher neutrale Aufträge dar.

    Diese Technik hatte ich bei den eben erwähnten Kollegen im Büro auch anwenden können – hier mit gelben Post It ´s auf dem Teppichboden. Allerdings habe ich für diese Methode extra große Post It´s im Angebot. Das Ergebnis war hier bei beiden ein deutliches Gefühl der Überforderung! Beide standen gemeinsam im Kreis und zeigten sich schockiert über die Fülle an Aufträgen und damit auch an zu bewältigenden Aufgaben. Aber zurück zur Insel. Diese Überforderung wird sich dann evtl. auch bei Deinem Klienten einstellen. Nimm es bewusst wahr und spiegel ihm diese Erfahrung. Spricht Dein Klient dann von „genau dem Problem“, dann kannst Du ihm im nächsten Schritt ein Angebot zur Lösung unterbreiten. Annehmen muss er es selber.

    Veranlasse nun Deinen Klienten dazu einen ersten Schritt einzuleiten, eine Priorisierung vorzunehmen. Es scheint stets vordergründig leichter „NEIN“ zu sagen. Deshalb sollte Dein Klient nun die Aufträge ablehnen, die er nicht annehmen möchte, weil sie vielleicht nicht „seine Sache“ sind. Diese Steine sollte er aufnehmen und separat weit vom Kreis entfernt ablegen. Dabei empfehle ich eine Alternative kurz abzustimmen. Wahlweise kann Dein Klient auch kurz überlegen, an wen er diesen Auftrag in seinen Systemen weitergeben möchte. Diese „Aussieben“ und „Wahrnehmen“ der Aufträge wird Dein Klient bereits in diesem Stadium als eine gewisse Form der Erleichterung empfinden. Dann halte kurz inne und hinterfrage, wo Dein Klient nun steht. Wie fühlt es sich im Moment an? Wiederhole dann seine Aussage ganz bewusst. Spiegle auch seine genaue Wortwahl Klienten.

    Diese Wiederholung finde ich beim r(H)einreden sehr wichtig, da uns hier in der Natur ein Flipchart fehlt, auf dem wir die erfolgten Schritte festhalten können. Dein Klient kann nicht einfach kurz mal nachlesen. Auch die restlichen Aufträge solltest Du nun nochmals mit Deinem Klienten rekapitulieren. Die Sätze sollte er je Stein, also jeweils zum wichtigen Auftraggeber, laut wiederholen. Danach legt er dann wieder alle Steine/Aufgaben, die nicht delegiert wurden, an den Platz in den Kreis.

    Die eigentliche Arbeit passiert ab jetzt zwischen den Beratungsterminen!

    Fordere Deinen Klienten zum Ende der Beratungseinheit dazu auf, nicht die scheinbar dringendste Aufgabe „anzupacken“. Besser, weil erfolgversprechender, ist es die Aufgaben anzugehen, zu denen ihm der nächste zielführende Schritt spontan einfällt. Vielleicht kann der Schritt auch sofort umgesetzt werden? Dieser Schritt könnte z.B. ein Telefonat sein – er könnte jetzt sofort zu seinem Smartphone greifen und mit dem wertvollen Abstand zum Alltag sowie der aktuellen Klarheit auf der Insel das Gespräch suchen! Oder er blockt sich beispielsweise sofort in seinem Kalender einen Termin für sich selber, seinen nächsten EGO-Termin (Episode #5). Egal wie klein der Schritt sein wird, er wird nach der Ausführung sofort eine Motivation mit sich bringen.

    „Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt!“
    Konfuzius

    Dein Klient kann dann auch mit seinem Smartphone ein Foto seines persönlichen Auftragskarussells knipsen und für den schnellen Zugriff speichern. Einer meiner Klienten hat sich das Foto sofort auf dem Boule Platz als Hintergrundbild auf dem Smartphone abgespeichert. Eine alltägliche Gedankenstütze und Visualisierung der Aufträge / der Erwartungen an ihn.

    Ob sich Dein Klient dann alle Steine mitnimmt, ist ihm überlassen. Das habe ich aber so noch nicht erlebt. Vielmehr hat sich ein Klient seinen Stein des Anstoßes, den Stein des Auftrags, als „Souvenir“ mitgenommen, der für eine besondere Bedeutung hatte.

    Soweit so gut!

    Ich hoffe, Du konntest hier ein paar Anregungen zum Auftragskarussell gewinnen und so die Arbeit mit Deinen Klienten variieren. Ich freue mich über ein Feedback von Dir!

    Schreib mir auf meiner Homepage einen Kommentar oder kontaktiere mich über Twitter @rHeinreden.

    Lass es Dir gut gehen bis zum nächsten Mal und vergiss nicht:

    Mit mir kannst Du r(H)einreden!

    r(H)einreden – Messenger beim Walk&Talk – #11

    Herzlich Willkommen zur elften Episode, beim r(H)einreden®!

    Hoffentlich hast Du es dir seit der letzten Episode gut gehen lassen! Die ist ja nun schon ein paar Wochen her. Im Hauptjob haben sich bei mir einige Dinge positiv verändert und so komme ich erst heute dazu die neue Folge zu produzieren. Schön dass Du wieder reinhörst beim r(H)einreden®!

    Wie tauschst Du Dich eigentlich mit Deinen Klienten aus? Lebst Du vielleicht das Modell der obligatorischen kostenfreien Erstgespräche am Telefon? Vielleicht über Deinen Festnetzanschluss? Oder eher via Videotelefonie mit Skype, FaceTime oder GoMeeting? Wie geht es dann weiter? Zur Beratung im Gehen – nutzt Du dann evtl. Messenger?  WhatsApp, Threema, Telegram, Signal – um mal ein paar zu nennen. Hier hast Du ja dann noch viele weitere Funktionen, die Dir bei Deinen Beratungen helfen können. Diese Messenger haben einige Vorteile, sind aber im letzten Jahr sehr in die Kritik geraten. Ich sag nur Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder die damit einhergehende Diskussion über WhatsApp.

    Bei mir soll es heute – ähnlich wie in meiner dritten Episode mit der WetterApp – um hilfreiche Applikationen gehen. Hilfreiche Programme, die Du auf Deinem Smartphone nutzen kannst.

    Mir ist es wichtig Dir an dieser Stelle ganz klar zu sagen, dass ich kein IT-Spezialist bin und ich werde hier auch nicht so tun, als ob ich der absolute Fachmann für die Technik bin. Betrachte diesen Podcast eher als einen Erfahrungsbericht aus meiner Beratungspraxis und meinen privaten Alltagserfahrungen. Auch werde ich von keinem Unternehmen für diese Episode bezahlt! Ich biete Dir hier lediglich meine Gedanken zum Thema Messenger an! Ich bin weder extrem PRO noch extrem CONTRA eingestellt! Die Wahrheit liegt – wie ich finde – in der Mitte. Kategorische Verbote bringen gar nichts, schließlich haben sich Motorfahrzeuge auch gegenüber Pferdekutschen durchgesetzt. Ein euphorischer Umgang ist aber genauso bedenklich. Medienkompetenz ist für mich das Zauberwort. PRO und CONTRA musst Du selber abwägen – ganz allein für Dich und dann gezielt und individuell bewusst in die Nutzung gehen. Für mein Empfinden ist das die einzig wahre Lösung!

    Den Messenger Nr. 1 kennst du mit Sicherheit, WhatsApp. Aktuell nutzen ca. 1,5 Milliarden Menschen weltweit diese App. Es gibt aber noch viele andere: Signal, Threema, Telegramm, Viber, Hangouts, Twitter, FacebookMessenger, Instagramm, etc. ! Mit Sicherheit habe ich hier den ein oder anderen vergessen – keine Gewähr auf Vollständigkeit. Mit dem Link am Ende meiner Beschreibung dieser Episode kannst du zu einer Seite gelangen, die ich kürzlich entdeckt habe. Hier gibt es einen von vielen Vergleichstests einiger  Messenger. Du kannst hier auch Filter in Deiner Ansicht setzen und Dir so ein eigenes Urteil bilden. Auch Stiftung Warentest hatte hier bereits 2015 Tests im Angebot und so findest Du auch dazu am Ende der Beschreibung einen Link.

    Mein Thema ist bekanntlich das r(H)einreden®, also die Beratung im Gehen. Wenn Du im Laufe der letzten 12 Monate die Presse verfolgt hast, dann kennst Du die Diskussionen um die DSGVO. Wir hatten auch vor dem 25.05.2016 gute Datenschutzbestimmungen, doch seit dem besagten Tag – bzw. nach Ablauf der Übergangsfrist am 25.05.2018 – wurde die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung erneut auf das Thema Datenschutz hin sensibilisiert. Die Übergangszeit von zwei Jahren wurde eigentlich nicht wahrgenommen. Erst zum Ende hin kam quasi „Torschlusspanik“ auf. Facebook geriet in den Fokus der Öffentlichkeit und da WhatsApp zu Facebook gehört – eben auch dieser Messenger.

    Aktuell wird über diverse Foren ein Löschen der App propagiert. Vor einigen Wochen kursierten Berichte darüber, dass die App zum Ausspionieren der Nutzer gehackt worden sei. Mit dem Update auf die aktuelle Version sollte diese Lücke aber zu schließe sein. Updates (aktuelle Version: 2.19.134 Android / 2.19.51 iPhone)  sind hier also eine probate Lösung. Nochmal, das wird hier keine „Techi-Folge“ – bei mir geht es um die systemische Beratung im Gehen und den Nutzen / die Nachteiler bei der Nutzung solcher Messenger.

    Erst vor ein paar Tagen las ich in einem Forum, dass die Idee der Nachrichtenübertragung zwischen den Diensten wieder aufgegriffen wurde. Da interessiert mich dann der Datenschutz nochmal ganz besonders, bzw. seine Umsetzung. Aber nun zu meinem Anliegen in dieser Episode.

    Als Berater, Coach, Trainer und Therapeut musst Du die Daten Deiner Klienten im besonderen Maße schützen! Das ist Dir sicherlich klar und das tust Du auch mit Sicherheit – will ich Dir hier mal unterstellen. Allerdings bin ich mir sicher, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen kaum Gedanken um den Datenschutz im Umgang mit ihrem Smartphone machen. Telefonieren, Nachrichten schreiben, Fotos machen und speichern, das passiert alles gefühlt anonym. Es passiert ja quasi nur in meiner Hand und wandert dann wieder in meine Tasche. Den Eindruck erhält man bei der Nutzung dieser cleveren Telefone. Glaubst Du, Du darfst so ohne Weiteres die Daten Deiner Klienten auf Deinem Smartphone speichern?

    Bevor Du antwortest – lass mich noch diese Frage vorweg stellen:
    Wozu solltest du die Daten Deiner Klienten speichern? Du musst schon einen guten Grund aufweisen!

    Fakt ist, Du darfst es nämlich nur zweckbunden und dann mit vollem Schutz, also auf gesonderten Speichermedien. Du musst auch sicherstellen, dass jemand der Dein Smartphone in die Finger bekommt nicht ohne Weiteres die Kontaktdaten Deiner Klienten einsehen kann. Schließlich willst Du ja auch nicht, dass die Familie Deines Hausarztes per Zufall sein Handy einsieht und hier dann Gesprächsprotokolle und Untersuchungsergebnisse findet, nicht wahr! Ich muss hier leider feststellen, dass einige Kolleginnen und Kollegen hier sehr bedenkenlos mit ihren privaten Geräten arbeiten. Das darf nicht sein!

    Tipp: Blicke öfter mal durch die Brille Deiner Klienten! Wie würdest Du es finden, wenn Deine im Vertrauen erhobenen Ergebnisse von unberechtigten dritten Personen gelesen würden?

     

    Also, hier erstmal sechs Dinge, die ich als lohnenswert erachte um sich kritisch mit der Frage auseinander zu setzten: „Nutze ich Messenger – oder nutze ich sie nicht.

    1. Ca. 1,5 Milliarden Menschen auf dieser Welt nutzen z.B. WhatsApp. Das hab ich ja eben bereits erwähnt.  Wenn es quasi alle nutzen, dann ist das Programm ja „eh da“ und so viele Menschen können sich doch nicht irren, oder?! Auf meine Frage nach dem Datenschutz haben mir im Freundes- und Bekanntenkreis viele geantwortet: „Ich habe doch eh nichts zu verbergen!“. Das ist in dem Zusammenhang alles andere als hilfreich. Die Kommunikation an sich, also ganz im systemischen Sinne, die Kybernetik zweiter Ordnung ist hier auf den Datenschutz bezogen sehr interessant. Betrachten wir also mal die Metaebene sowie die Ebene darüber. Deine Klienten sollen sich doch nicht im Wartezimmer treffen und dort über andere Klienten austauschen, richtig?! Die Verbindung Deiner Klienten zu Dir und Deiner Praxis stellt an sich  schon eine zu schützende Information dar. Messenger speichern die Kommunikationswege zwischen den Nutzern. Diese Daten werden nicht i.S. des Bundesdatenschutzgesetztes gespeichert, da die Server der meisten Anbieter im Ausland stehen. Lediglich Threema unterliegt ähnlich strengen Vorgaben, wie denen des Bundesdatenschutzes – nämlich denen der Schweiz. Und doch, möchtest Du die Daten nicht lieber selber kontrollieren und speichern? Ich weiß, es ist praktisch in Deinem Messenger einen Chat mit Dir selbst zu beginnen und somit als Notizchat zu nutzen. Kurz angemerkt, das geht so:  Gruppenchat starten und eine Person dazu einladen. Dann diese Person wieder ausladen und fertig ist Dein Notizchat. Den kannst Du als Foto-, Video-, Audio- und Textspeicher nutzen. Solange es für Dich ok ist, dass Dein Messengerteam mitlesen kann, auch wenn Du nur eine Einkaufsliste diktierst, ok! Aber in keinem Falle darfst Du hier Beratungsprotokolle sichern! Kein realer Datenschutz!
    2. Standortbestimmung. Wenn Du über Deinen Messenger ermitteln möchtest, wo Du derzeit auf Deinen Klienten wartest oder Du fragst über den Messenger bei Deinem Klienten an, wo dieser gerade auf dich wartet, dann sind dies auch schützenswerte Daten. Gerade bei der Beratung im Gehen ist die Bestimmung des Standortes evtl.  eine sinnvolle Hilfestellung. Der Anbieter speichert allerdings diese Daten und derzeit ist nicht zuverlässig bekannt wozu diese Daten letztlich Verwendung finden. Wäge also einmal ab, wie wichtig ist Dir dieser „Service“ in der alltäglichen Arbeit mit Deinen Klienten. Alternativ kannst Du auch den Start-  und Endpunkt Deiner Beratungseinheit im Vorfeld abstimmen. Bewahre Dir stets einen Puffer von 15 Minuten zwischen den Klienten, wie ich in einer der vorherigen Episoden bereits aufgeführt habe. Ein lohnenswerter Gedanke zum r(H)einreden®, oder?
    3. Viele Messenger erfragen bei der ersten Anmeldung den Zugriff auf Deine Kontakte. Und für mich ist dieser dritte Punkt der vielleicht kritischste in dieser Episode. Wäge also gut und bewusst ab:
      Wenn Du gedankenlos bestätigst, ohne Deine Kontakte um Erlaubnis zu fragen, dann ist das zumindest mal schwer bedenklich.
      Warum sonst fordern manche Menschen ihr Umfeld – ihre Freunde – dazu auf,  in deren Smartphones die Mobilnummer zu löschen?
      Hier ein Beispiel: Einer Deiner Klienten will nicht mit WhatsApp (gehört seit dem 19.04.2014 zu Facebook) in Verbindung kommen und hat Dir aber seine Mobilnummer mitgeteilt. Du hast diese in Deinem Smartphone gespeichert und die Kontakt mit WhatsApp synchronisiert. Schon kennt Whatsapp (Facebook) die Rufnummer Deines Klienten und setzt Dich mit ihm, also mit dem Klienten (mit seiner Nummer) in Verbindung. In diesem Zusammenhang macht das Recht auf Vergessen Sinn.
      Manche Messenger, z.B. Threema, bieten ihre Dienste im Übrigen auch ohne diese Daten an. Keine Rufnummer oder Adresse ist notwendig – es erfolgt die Anmeldung über einen zufällig von Dir erstellten Code.
      Du musst also nicht resigniert akzeptieren, weil es einfach so sein muss? Du hast die Entscheidung! Die oft gehörten Aussagen: „Das ist halt so!“ oder „Ich kann es halt nicht ändern!“ sind falsch! Die Entscheidung liegt immer bei Dir!
    4. Zur Dokumentation der Beratung fotografierst oder filmst Du das Ergebnis mit dem Smartphone und sendest es via Messenger an Deinen Klienten? Diese Vorgehensweise habe ich schon von einem befreundeten Coach erfahren. Er arbeitet in seiner „Praxis“ und erlebt diese Technik als „Service“ für den Klienten.  Prinzipiell ein guter Gedanke und nicht verwerflich. Allerdings stellt doch beispielsweise ein Werterad, oder ein Auftragskarussell, stets eine Momentaufnahme dar?! Bereits in einer der vorherigen Folgen habe ich den Sinn dieser Dokumentationsformen in Frage gestellt.
      Heute habe ich  aber die Frage nach dem Datenschutz im Fokus. In einigen Gesprächen höre ich dann von der sogenannte End-to-End Verschlüsselung. Vorsicht! Nicht bei allen Messengern finden sich zwei „Schlüssel“ zur Sicherung. Es gibt Dienste die trotzdem speichern. Und was passiert mit den Bildern? Sind diese geschützt? Könnten sie beispielsweise aus dem Kontext gerissen und in unangenehme Verbindungen eingefügt werden. Fotoshop lässt grüßen. Das wäre quasi ein unerwünschtes Refraiming.
      Du würdest ja auch eine Akte Deines Klienten nicht über Dritte offen und einsehbar an ihn überbringen lassen, oder? Ich finde auch dieser Gedanke ist  lohnenswert zum r(H)einreden®, nicht wahr?
    5. Statusmeldungen in der Beratung kannst Du für Werbung nutzen. Ich kenne einen Bäcker, der ab und an Fotos aus der Backstube „postet“! Auch ich habe schon den ein oder anderen Status mit Hinweis auf meine nächste Episode beim  r(H)einreden® veröffentlicht. Soweit ok. Bei WhatsApp wird der Status nach 24-Stunden wieder gelöscht. Besonders interessant: Du kannst u.U. auch sehen, wer sich deine „Statuswerbung“ angeschaut hat.
      In keinem Falle solltest Du hier aber ohne schriftliche Einwilligung Bilder oder Filme von Menschen veröffentlichen. Selbst wenn Du die Lesbarkeit der Stati einschränken möchtest. Es gilt das schützenswerte Recht am eigenen Bild! Übrigens, wenn Du Dir ein Bild neben Deinem Namen als „Avatar“ veröffentlichst, dann hast Du mit der Veröffentlichung bei den meisten Messengern Dein Recht an diesem Bild abgegeben. Dies Bilder können von jedem gespeichert und weiterverwendet werden. Denk mal drüber nach.
    6. Zu guter Letzt solltest Du besonders behutsam beim Wechsel Deiner Mobilfunknummer oder Kündigung Deines Kontos im Messengerdienst vorgehen. Einfach nur die App deinstallieren reicht nicht aus! Dein Account muss gelöscht werden, so dass die Daten auch hier nicht bei der erneuten Vergabe der Mobilnummer zur Verfügung stehen. Wenn Du den Sercie weiterhin nutzen möchtest, dann bietet sich ein Umzug auf die neue Rufnummer an. Die meisten Dienste bieten diese Option neben der Löschung unter dem Punkt Account an. Wie das geht kannst Du bei Youtube in diversen Tutorials (Lehrvideos) sehen.

    Soweit so gut. Meiner Meinung nach kann die Entscheidung WhatsApp & Co zu nutzen nur individuell geklärt werden. Im Praxisbetrieb spricht für mein Empfinden allerdings vieles gegen die Nutzung! Alternativ kannst Du ja auch die gute alte SMS (Short Message Service) nutzen, eine Mail senden oder vielleicht auch im Rahmen des üblichen Geschäftsgebarens einen Brief schreiben.

    Wichtig – auch privat – ist die volle Aufmerksamkeit bei der Freigabe von Zugriffsrechten auf dem Smartphone. Stimme ich einem Zugriff auf meine Daten (Fotos, Videos, Audiofiles) und Kontakte nicht zu, so kann ich den Messenger auch weiter nutzen. Allerdings kommt dann der Faktor Bequemlichkeit zu kurz. Hier musst Du für Dich abwägen, wie wertvoll Dir persönlich der Schutz Deiner Daten ist.

    Ich hoffe Du konntest hier die eine oder andere Anregung zum Nachdenken finden und ich würde mich über ein Feedback von Dir freuen. Gerne auf Twitter über @rHeinreden.

    Lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst du r(H)einreden®!

     

    Vergleich von 21 Messengern:
    https://www.orcas.de/whatsapp-facebook-skype-telegram-signal-threema-wire-viber-hangouts-icq-jabber-simsme-hoccer-yooyuu-discord-vergleich abgerufen 11.05.2019, 11:40 Uhr, CET (ohne Gewähr)

    Stiftung Warentest:
    https://www.test.de/Messenger-Apps-Ein-Aussenseiter-schlaegt-WhatsApp-Co-4884453-0/
    abgerufen 11.05.2019, 12:20 Uhr, CET (ohne Gewähr)