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    r(H)einreden – Das Auftragskarussell – #12

    Hallo! Schön dass Du wieder reinhörst, beim r(H)einreden®

    Meine letzte Episode habe ich vor einer gefühlten Ewigkeit produziert. Das hat auch etwas mit meinem nun erweiterten Wirkungsbereich im Hauptjob zu tun. Lebensumstände ändern sich, denn Leben bedeutet Veränderung. Und so musst Du Dich auch das eine oder andere Mal auf neue Umstände einstellen und Dich organisieren. Gerade in den vergangenen Monaten durfte ich das am eigenen Leib erleben und meine Komfortzone verlassen. Selbstverständlich sind dann die systemischen Methoden und Techniken sowie eine systemische Grundhaltung hilfreich! Das ist ein stetiger Prozess der Tag für Tag aufs neue Anpassung erfordert.

    Du als Berater, Coach, Trainer und Therapeut solltest auch privat auf Deine bewerten Techniken zurückgreifen. Deine eigenen Erfahrungen mit dem systemischen Werkzeugkoffer erhöhen auch die Qualität der Tools in der Arbeit mit Deinen Klienten.

    Bei mir geht es heute um eine konkrete Fragestellung, die üblicher Weise im Beratungsprozess auf Dich zukommen wird. Dein Klient ist sich über seine Werte klar und hat darauf aufbauend seine Ziele definiert? Prima, dann geht es jetzt an die Umsetzung. Es werden Aufgaben generiert. Und schon kann es zur „Überflutung“ kommen. Eine Überreizung des „Entscheidungsmuskels“ droht. Einige Kollegen gehen pauschal davon aus, dass wir früh am Tag noch fit für Entscheidungsfindungen sind. Deshalb sollten wir zu der Zeit an den schwerwiegenden und richtungsgebenden Entscheidungen arbeiten. Danach wird es schwerer, bzw. anstrengender. In dem Zusammenhang hört man immer wieder auch vom Grundsatz „Eat the frog!“. Tja und wenn Dein Klient nun nachmittags oder Abends bei Dir gebucht hat? Dann hilft Dir die Methode, die ich Dir heute präsentieren möchte: das Auftragskarussell.

    In der Praxis oder beim Walk and Talk solltest Du erstmal das Terrain erkunden. Wer spielt im Leben Deines Klienten eine Rolle und wirkt indirekt bei der Entscheidungsfindung mit?

    Wozu der Aufwand? Na ja, Dein Klient trägt niemals alleine die Konsequenzen seiner Entscheidungen. Er richtet auch Aufträge an Dich, die er bewusst oder unbewusst von anderen Personen seines Umfeldes, seiner Systeme, mit sich bringt. „Der dritte Mann“, sozusagen, ist in Deiner Beratung quasi als einflussreiche Person mit unterwegs. Ein Familienmitglied, die Freunde, die Kollegen, ja sogar der Nachbar spielen hier eine Rolle. Nimm beispielsweise die Entscheidung den Job zu wechseln und dazu in eine andere Stadt zu ziehen. Daran wird es deutlich.

    Finde also möglichst schnell einen Weg eben diese Einflüsse zu erfassen. Wer richtet sich mit Aufgaben an Deinen Klienten? Wie empfindet Dein Klient diese Umstände? Kommt er damit klar oder fühlt er sich überfordert, gar zerrissen? Finden sich in den Anforderungen eventuell gegensätzliche Interessen hinter den Aufgaben? Gilt es neue Wege zu beschreiten, ganz im Sinne von: „Auf zu neuen Ufern“? Oder sollte man lieber altbewährte und sichere Wege nicht verlassen? Was wird erwartet? Was erwartet Dein Klient von sich selbst und welche Erwartungserwartungen stehen vielleicht hinter den Aufgaben und den damit verbundenen Zielen? Vielleicht hat Dein Klient ja den Ratschlag bekommen sich unbedingt bei Dir die Lösung des Problems abholen zu kommen?

    Vorsicht, in dem Fall ist der wichtigste Faktor der Beratung ins Spiel zu bringen. Dein Klient ist Experte für sein Leben. Du bist der Experte für die Methoden, die seine Entscheidungsfindung erleichtern. Darum informierst Du Dich ja auch hier bei mir über die Möglichkeiten des Walk & Talks. Bei mir gibt es keine fertigen Lösungspakete frei Haus. WICHTIG: Die Arbeit macht mein Gast auf der Insel Grafenwerth selbst und so solltest Du auch mit Deinen Klienten arbeiten, nur dann schließt sich der Kreis.

    Bei Deiner Suche nach den Aufträgen sowie den Aufträgen hinter den Aufträgen spielen die Werte Deines Klienten eine große Rolle. Nochmal, sich entgegenstehende Werte führen zu inneren Konflikten und das volle Potenzial kann nicht abgerufen werden. Dein Klient lebt mit dem Gefühl einer inneren Zerrissenheit. Ganz im Sinne von: „Egal wie ich mich entscheide, es ist irgendwie immer falsch?!“ Hier finde ich die Erkenntnis wertvoll, dass es für Deinen Klienten stets die persönlichen Eindrücke und Interpretationen seiner eigenen Erlebnisse sind. Pauschal wird es objektiv weder ein Richtig noch ein Falsch geben. Eben mit dem Auftragskarussel bringst Du hier schnell Licht ins Dunkle und eröffnest Deinem Klienten sachlich neutral neue Wege in die Zukunft.

    Das Auftragskarussell empfinde ich als nachhaltig, da Dein Klient – wenn er die Vorgehensweise verinnerlicht hat – diese auch später alleine durchführen kann. Quasi verhilfst Du ihm zur Selbsthilfe.

    Und so gehe ich auf Grafenwerth vor:

    Ich sorge zunächst für einen gewissen Abstand zur alltäglichen Belastungssituation. Nach Überquerung der Brücke sind wir quasi mit dem Betreten der Insel unter uns. Ich nutze den Abstand zum Hamsterrad um die Akkus wieder aufladen zu können. Alles, was auf der Insel passiert bleibt auch auf der Insel. In einer der vorherigen Episoden bin ich auf diesen Einstieg in die Beratung näher eingegangen. Dieses Gesetz ist also nicht nur in Praxisräumen anzuwenden und dient auch hier auf Grafenwerth dem Schutz Deines Klienten.

    Beim r(H)einreden nutze ich die positiven Effekte der Umgebung, die Wirkung der Natur. Übrigens, auch ich kann nicht anders – ich muss einfach auf Grafenwerth entspannen. So wird recht schnell und einfach die Basis für eine beiderseits entspannte Betrachtung der Fragestellung hergestellt.

    In einer meiner Erstberatungen beispielsweise hatte ich mich zu einem Termin inhouse einladen lassen. Zwei Kollegen, die ebenfalls in beratender Funktion für niederschwellige Angebote zusammenarbeiteten, hatten mich gebucht. Die Insel Grafenwerth war zu dem Zeitpunkt leider für die beiden Klienten keine Option, weil zu weit entfernt.

    Thema: Optimierung der Zusammenarbeit mit den Klienten, den Kollegen und den Vorgesetzten. Auch hier habe ich zunächst den Versuch gestartet einen gewissen Abstand zur Arbeit herzustellen. Vergeblich! Wir waren ja nun mal vor Ort „auf der Arbeit“, in den Räumen und die anderen Mitarbeiter befanden sich im Büro nebenan. Das ging überhaupt nicht und hier lernte ich auch, dass sich Beratungen inhouse, im Gegensatz zu niederschwelligen Trainings, deutlich schwieriger gestaltet.

    Also, zurück zum Auftragskarussell. Auf Grafenwerth nutze ich, wie ich ja bereits in vorherigen Episoden berichtet habe, gerne eine Boule Bahn. Hier kannst Du Dir gerne nochmal die Episode #2 zum Werterad anhören. Mein Klient findet auf der Bahn einen schönen und für ihn passenden Platz und stellt sich einfach und entspannt dort hin. Mit einem Stock aus der Umgebung zieht er dann einen Kreis um sich. Er entscheidet über die Größe des Umfangs. Mit seinen Füßen „markiert“ er dann den Platz auf dem jeder seiner beiden Füße im Zentrum des Kreises steht – seinen aktueller Standpunkt.

    Im nächsten Step gehen wir dann an das Flussufer hinunter und laufen hier rheinauf- oder rheinabwärts, je nach Wunsch des Klienten. Im „Laufe“ des Gesprächs frage ich dann alle bei seinem Anliegen beteiligten Personen ab und lasse den Klienten für jeden Beteiligten einen Stein auswählen. Auch für Umstände und Begebenheiten kann ein Stein gewählt werden. Beispielsweise für den „alten Familienwagen“, der stets kaputt ist, Zeit und Geld kostet und somit auch eine Aufgabe darstellt. Ganz bewusst soll der Klient dann dem jeweilige Stein ein Merkmal zuordnen – ein Wort. Die Steine nehme ich dann an mich und so hat der Klient für jede neue Person/ jeden Umstand wieder freie Hände. Ganz praktisch finde ich hier einen Beutel mit einem Tuch zu nutzen. Ich befreie den Stein von Sand, bevor ich ihn in den Beutel lege – bereit für die weitere Arbeit. Dieser vorbereitende Schritt der Methode kann etwas Zeit beanspruchen.

    Dann gehen wir zurück zum Kreis und ich reiche dem Klienten einen Stein nach dem anderen – mit Bezug auf die jeweilige Person. Zu diesem Zeitpunkt ist meine volle Aufmerksamkeit gefragt. Ich höre aktiv zu und stelle passende Fragen zu den Aufträgen. Nun ist es am Klienten den jeweiligen Auftrag an sich in einem konkreten Satz zusammenzufassen. Der Satz soll laut ausgesprochen werden, während der Stein innerhalb oder außerhalb des Kreises platziert werden kann. Wichtig: Je näher der Stein am Klienten abgelegt wird, desto dringender erscheint ihm der Auftrag. Dies passiert meist unbewusst und Dein Klient wird überrascht sein, wenn Du ihn nach dem Ablegen der Steine darauf aufmerksam machst. Auf dem Kreis selber liegende Steine stellen eher neutrale Aufträge dar.

    Diese Technik hatte ich bei den eben erwähnten Kollegen im Büro auch anwenden können – hier mit gelben Post It ´s auf dem Teppichboden. Allerdings habe ich für diese Methode extra große Post It´s im Angebot. Das Ergebnis war hier bei beiden ein deutliches Gefühl der Überforderung! Beide standen gemeinsam im Kreis und zeigten sich schockiert über die Fülle an Aufträgen und damit auch an zu bewältigenden Aufgaben. Aber zurück zur Insel. Diese Überforderung wird sich dann evtl. auch bei Deinem Klienten einstellen. Nimm es bewusst wahr und spiegel ihm diese Erfahrung. Spricht Dein Klient dann von „genau dem Problem“, dann kannst Du ihm im nächsten Schritt ein Angebot zur Lösung unterbreiten. Annehmen muss er es selber.

    Veranlasse nun Deinen Klienten dazu einen ersten Schritt einzuleiten, eine Priorisierung vorzunehmen. Es scheint stets vordergründig leichter „NEIN“ zu sagen. Deshalb sollte Dein Klient nun die Aufträge ablehnen, die er nicht annehmen möchte, weil sie vielleicht nicht „seine Sache“ sind. Diese Steine sollte er aufnehmen und separat weit vom Kreis entfernt ablegen. Dabei empfehle ich eine Alternative kurz abzustimmen. Wahlweise kann Dein Klient auch kurz überlegen, an wen er diesen Auftrag in seinen Systemen weitergeben möchte. Diese „Aussieben“ und „Wahrnehmen“ der Aufträge wird Dein Klient bereits in diesem Stadium als eine gewisse Form der Erleichterung empfinden. Dann halte kurz inne und hinterfrage, wo Dein Klient nun steht. Wie fühlt es sich im Moment an? Wiederhole dann seine Aussage ganz bewusst. Spiegle auch seine genaue Wortwahl Klienten.

    Diese Wiederholung finde ich beim r(H)einreden sehr wichtig, da uns hier in der Natur ein Flipchart fehlt, auf dem wir die erfolgten Schritte festhalten können. Dein Klient kann nicht einfach kurz mal nachlesen. Auch die restlichen Aufträge solltest Du nun nochmals mit Deinem Klienten rekapitulieren. Die Sätze sollte er je Stein, also jeweils zum wichtigen Auftraggeber, laut wiederholen. Danach legt er dann wieder alle Steine/Aufgaben, die nicht delegiert wurden, an den Platz in den Kreis.

    Die eigentliche Arbeit passiert ab jetzt zwischen den Beratungsterminen!

    Fordere Deinen Klienten zum Ende der Beratungseinheit dazu auf, nicht die scheinbar dringendste Aufgabe „anzupacken“. Besser, weil erfolgversprechender, ist es die Aufgaben anzugehen, zu denen ihm der nächste zielführende Schritt spontan einfällt. Vielleicht kann der Schritt auch sofort umgesetzt werden? Dieser Schritt könnte z.B. ein Telefonat sein – er könnte jetzt sofort zu seinem Smartphone greifen und mit dem wertvollen Abstand zum Alltag sowie der aktuellen Klarheit auf der Insel das Gespräch suchen! Oder er blockt sich beispielsweise sofort in seinem Kalender einen Termin für sich selber, seinen nächsten EGO-Termin (Episode #5). Egal wie klein der Schritt sein wird, er wird nach der Ausführung sofort eine Motivation mit sich bringen.

    „Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt!“
    Konfuzius

    Dein Klient kann dann auch mit seinem Smartphone ein Foto seines persönlichen Auftragskarussells knipsen und für den schnellen Zugriff speichern. Einer meiner Klienten hat sich das Foto sofort auf dem Boule Platz als Hintergrundbild auf dem Smartphone abgespeichert. Eine alltägliche Gedankenstütze und Visualisierung der Aufträge / der Erwartungen an ihn.

    Ob sich Dein Klient dann alle Steine mitnimmt, ist ihm überlassen. Das habe ich aber so noch nicht erlebt. Vielmehr hat sich ein Klient seinen Stein des Anstoßes, den Stein des Auftrags, als „Souvenir“ mitgenommen, der für eine besondere Bedeutung hatte.

    Soweit so gut!

    Ich hoffe, Du konntest hier ein paar Anregungen zum Auftragskarussell gewinnen und so die Arbeit mit Deinen Klienten variieren. Ich freue mich über ein Feedback von Dir!

    Schreib mir auf meiner Homepage einen Kommentar oder kontaktiere mich über Twitter @rHeinreden.

    Lass es Dir gut gehen bis zum nächsten Mal und vergiss nicht:

    Mit mir kannst Du r(H)einreden!

    r(H)einreden – Messenger beim Walk&Talk – #11

    Herzlich Willkommen zur elften Episode, beim r(H)einreden®!

    Hoffentlich hast Du es dir seit der letzten Episode gut gehen lassen! Die ist ja nun schon ein paar Wochen her. Im Hauptjob haben sich bei mir einige Dinge positiv verändert und so komme ich erst heute dazu die neue Folge zu produzieren. Schön dass Du wieder reinhörst beim r(H)einreden®!

    Wie tauschst Du Dich eigentlich mit Deinen Klienten aus? Lebst Du vielleicht das Modell der obligatorischen kostenfreien Erstgespräche am Telefon? Vielleicht über Deinen Festnetzanschluss? Oder eher via Videotelefonie mit Skype, FaceTime oder GoMeeting? Wie geht es dann weiter? Zur Beratung im Gehen – nutzt Du dann evtl. Messenger?  WhatsApp, Threema, Telegram, Signal – um mal ein paar zu nennen. Hier hast Du ja dann noch viele weitere Funktionen, die Dir bei Deinen Beratungen helfen können. Diese Messenger haben einige Vorteile, sind aber im letzten Jahr sehr in die Kritik geraten. Ich sag nur Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) oder die damit einhergehende Diskussion über WhatsApp.

    Bei mir soll es heute – ähnlich wie in meiner dritten Episode mit der WetterApp – um hilfreiche Applikationen gehen. Hilfreiche Programme, die Du auf Deinem Smartphone nutzen kannst.

    Mir ist es wichtig Dir an dieser Stelle ganz klar zu sagen, dass ich kein IT-Spezialist bin und ich werde hier auch nicht so tun, als ob ich der absolute Fachmann für die Technik bin. Betrachte diesen Podcast eher als einen Erfahrungsbericht aus meiner Beratungspraxis und meinen privaten Alltagserfahrungen. Auch werde ich von keinem Unternehmen für diese Episode bezahlt! Ich biete Dir hier lediglich meine Gedanken zum Thema Messenger an! Ich bin weder extrem PRO noch extrem CONTRA eingestellt! Die Wahrheit liegt – wie ich finde – in der Mitte. Kategorische Verbote bringen gar nichts, schließlich haben sich Motorfahrzeuge auch gegenüber Pferdekutschen durchgesetzt. Ein euphorischer Umgang ist aber genauso bedenklich. Medienkompetenz ist für mich das Zauberwort. PRO und CONTRA musst Du selber abwägen – ganz allein für Dich und dann gezielt und individuell bewusst in die Nutzung gehen. Für mein Empfinden ist das die einzig wahre Lösung!

    Den Messenger Nr. 1 kennst du mit Sicherheit, WhatsApp. Aktuell nutzen ca. 1,5 Milliarden Menschen weltweit diese App. Es gibt aber noch viele andere: Signal, Threema, Telegramm, Viber, Hangouts, Twitter, FacebookMessenger, Instagramm, etc. ! Mit Sicherheit habe ich hier den ein oder anderen vergessen – keine Gewähr auf Vollständigkeit. Mit dem Link am Ende meiner Beschreibung dieser Episode kannst du zu einer Seite gelangen, die ich kürzlich entdeckt habe. Hier gibt es einen von vielen Vergleichstests einiger  Messenger. Du kannst hier auch Filter in Deiner Ansicht setzen und Dir so ein eigenes Urteil bilden. Auch Stiftung Warentest hatte hier bereits 2015 Tests im Angebot und so findest Du auch dazu am Ende der Beschreibung einen Link.

    Mein Thema ist bekanntlich das r(H)einreden®, also die Beratung im Gehen. Wenn Du im Laufe der letzten 12 Monate die Presse verfolgt hast, dann kennst Du die Diskussionen um die DSGVO. Wir hatten auch vor dem 25.05.2016 gute Datenschutzbestimmungen, doch seit dem besagten Tag – bzw. nach Ablauf der Übergangsfrist am 25.05.2018 – wurde die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung erneut auf das Thema Datenschutz hin sensibilisiert. Die Übergangszeit von zwei Jahren wurde eigentlich nicht wahrgenommen. Erst zum Ende hin kam quasi „Torschlusspanik“ auf. Facebook geriet in den Fokus der Öffentlichkeit und da WhatsApp zu Facebook gehört – eben auch dieser Messenger.

    Aktuell wird über diverse Foren ein Löschen der App propagiert. Vor einigen Wochen kursierten Berichte darüber, dass die App zum Ausspionieren der Nutzer gehackt worden sei. Mit dem Update auf die aktuelle Version sollte diese Lücke aber zu schließe sein. Updates (aktuelle Version: 2.19.134 Android / 2.19.51 iPhone)  sind hier also eine probate Lösung. Nochmal, das wird hier keine „Techi-Folge“ – bei mir geht es um die systemische Beratung im Gehen und den Nutzen / die Nachteiler bei der Nutzung solcher Messenger.

    Erst vor ein paar Tagen las ich in einem Forum, dass die Idee der Nachrichtenübertragung zwischen den Diensten wieder aufgegriffen wurde. Da interessiert mich dann der Datenschutz nochmal ganz besonders, bzw. seine Umsetzung. Aber nun zu meinem Anliegen in dieser Episode.

    Als Berater, Coach, Trainer und Therapeut musst Du die Daten Deiner Klienten im besonderen Maße schützen! Das ist Dir sicherlich klar und das tust Du auch mit Sicherheit – will ich Dir hier mal unterstellen. Allerdings bin ich mir sicher, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen kaum Gedanken um den Datenschutz im Umgang mit ihrem Smartphone machen. Telefonieren, Nachrichten schreiben, Fotos machen und speichern, das passiert alles gefühlt anonym. Es passiert ja quasi nur in meiner Hand und wandert dann wieder in meine Tasche. Den Eindruck erhält man bei der Nutzung dieser cleveren Telefone. Glaubst Du, Du darfst so ohne Weiteres die Daten Deiner Klienten auf Deinem Smartphone speichern?

    Bevor Du antwortest – lass mich noch diese Frage vorweg stellen:
    Wozu solltest du die Daten Deiner Klienten speichern? Du musst schon einen guten Grund aufweisen!

    Fakt ist, Du darfst es nämlich nur zweckbunden und dann mit vollem Schutz, also auf gesonderten Speichermedien. Du musst auch sicherstellen, dass jemand der Dein Smartphone in die Finger bekommt nicht ohne Weiteres die Kontaktdaten Deiner Klienten einsehen kann. Schließlich willst Du ja auch nicht, dass die Familie Deines Hausarztes per Zufall sein Handy einsieht und hier dann Gesprächsprotokolle und Untersuchungsergebnisse findet, nicht wahr! Ich muss hier leider feststellen, dass einige Kolleginnen und Kollegen hier sehr bedenkenlos mit ihren privaten Geräten arbeiten. Das darf nicht sein!

    Tipp: Blicke öfter mal durch die Brille Deiner Klienten! Wie würdest Du es finden, wenn Deine im Vertrauen erhobenen Ergebnisse von unberechtigten dritten Personen gelesen würden?

     

    Also, hier erstmal sechs Dinge, die ich als lohnenswert erachte um sich kritisch mit der Frage auseinander zu setzten: „Nutze ich Messenger – oder nutze ich sie nicht.

    1. Ca. 1,5 Milliarden Menschen auf dieser Welt nutzen z.B. WhatsApp. Das hab ich ja eben bereits erwähnt.  Wenn es quasi alle nutzen, dann ist das Programm ja „eh da“ und so viele Menschen können sich doch nicht irren, oder?! Auf meine Frage nach dem Datenschutz haben mir im Freundes- und Bekanntenkreis viele geantwortet: „Ich habe doch eh nichts zu verbergen!“. Das ist in dem Zusammenhang alles andere als hilfreich. Die Kommunikation an sich, also ganz im systemischen Sinne, die Kybernetik zweiter Ordnung ist hier auf den Datenschutz bezogen sehr interessant. Betrachten wir also mal die Metaebene sowie die Ebene darüber. Deine Klienten sollen sich doch nicht im Wartezimmer treffen und dort über andere Klienten austauschen, richtig?! Die Verbindung Deiner Klienten zu Dir und Deiner Praxis stellt an sich  schon eine zu schützende Information dar. Messenger speichern die Kommunikationswege zwischen den Nutzern. Diese Daten werden nicht i.S. des Bundesdatenschutzgesetztes gespeichert, da die Server der meisten Anbieter im Ausland stehen. Lediglich Threema unterliegt ähnlich strengen Vorgaben, wie denen des Bundesdatenschutzes – nämlich denen der Schweiz. Und doch, möchtest Du die Daten nicht lieber selber kontrollieren und speichern? Ich weiß, es ist praktisch in Deinem Messenger einen Chat mit Dir selbst zu beginnen und somit als Notizchat zu nutzen. Kurz angemerkt, das geht so:  Gruppenchat starten und eine Person dazu einladen. Dann diese Person wieder ausladen und fertig ist Dein Notizchat. Den kannst Du als Foto-, Video-, Audio- und Textspeicher nutzen. Solange es für Dich ok ist, dass Dein Messengerteam mitlesen kann, auch wenn Du nur eine Einkaufsliste diktierst, ok! Aber in keinem Falle darfst Du hier Beratungsprotokolle sichern! Kein realer Datenschutz!
    2. Standortbestimmung. Wenn Du über Deinen Messenger ermitteln möchtest, wo Du derzeit auf Deinen Klienten wartest oder Du fragst über den Messenger bei Deinem Klienten an, wo dieser gerade auf dich wartet, dann sind dies auch schützenswerte Daten. Gerade bei der Beratung im Gehen ist die Bestimmung des Standortes evtl.  eine sinnvolle Hilfestellung. Der Anbieter speichert allerdings diese Daten und derzeit ist nicht zuverlässig bekannt wozu diese Daten letztlich Verwendung finden. Wäge also einmal ab, wie wichtig ist Dir dieser „Service“ in der alltäglichen Arbeit mit Deinen Klienten. Alternativ kannst Du auch den Start-  und Endpunkt Deiner Beratungseinheit im Vorfeld abstimmen. Bewahre Dir stets einen Puffer von 15 Minuten zwischen den Klienten, wie ich in einer der vorherigen Episoden bereits aufgeführt habe. Ein lohnenswerter Gedanke zum r(H)einreden®, oder?
    3. Viele Messenger erfragen bei der ersten Anmeldung den Zugriff auf Deine Kontakte. Und für mich ist dieser dritte Punkt der vielleicht kritischste in dieser Episode. Wäge also gut und bewusst ab:
      Wenn Du gedankenlos bestätigst, ohne Deine Kontakte um Erlaubnis zu fragen, dann ist das zumindest mal schwer bedenklich.
      Warum sonst fordern manche Menschen ihr Umfeld – ihre Freunde – dazu auf,  in deren Smartphones die Mobilnummer zu löschen?
      Hier ein Beispiel: Einer Deiner Klienten will nicht mit WhatsApp (gehört seit dem 19.04.2014 zu Facebook) in Verbindung kommen und hat Dir aber seine Mobilnummer mitgeteilt. Du hast diese in Deinem Smartphone gespeichert und die Kontakt mit WhatsApp synchronisiert. Schon kennt Whatsapp (Facebook) die Rufnummer Deines Klienten und setzt Dich mit ihm, also mit dem Klienten (mit seiner Nummer) in Verbindung. In diesem Zusammenhang macht das Recht auf Vergessen Sinn.
      Manche Messenger, z.B. Threema, bieten ihre Dienste im Übrigen auch ohne diese Daten an. Keine Rufnummer oder Adresse ist notwendig – es erfolgt die Anmeldung über einen zufällig von Dir erstellten Code.
      Du musst also nicht resigniert akzeptieren, weil es einfach so sein muss? Du hast die Entscheidung! Die oft gehörten Aussagen: „Das ist halt so!“ oder „Ich kann es halt nicht ändern!“ sind falsch! Die Entscheidung liegt immer bei Dir!
    4. Zur Dokumentation der Beratung fotografierst oder filmst Du das Ergebnis mit dem Smartphone und sendest es via Messenger an Deinen Klienten? Diese Vorgehensweise habe ich schon von einem befreundeten Coach erfahren. Er arbeitet in seiner „Praxis“ und erlebt diese Technik als „Service“ für den Klienten.  Prinzipiell ein guter Gedanke und nicht verwerflich. Allerdings stellt doch beispielsweise ein Werterad, oder ein Auftragskarussell, stets eine Momentaufnahme dar?! Bereits in einer der vorherigen Folgen habe ich den Sinn dieser Dokumentationsformen in Frage gestellt.
      Heute habe ich  aber die Frage nach dem Datenschutz im Fokus. In einigen Gesprächen höre ich dann von der sogenannte End-to-End Verschlüsselung. Vorsicht! Nicht bei allen Messengern finden sich zwei „Schlüssel“ zur Sicherung. Es gibt Dienste die trotzdem speichern. Und was passiert mit den Bildern? Sind diese geschützt? Könnten sie beispielsweise aus dem Kontext gerissen und in unangenehme Verbindungen eingefügt werden. Fotoshop lässt grüßen. Das wäre quasi ein unerwünschtes Refraiming.
      Du würdest ja auch eine Akte Deines Klienten nicht über Dritte offen und einsehbar an ihn überbringen lassen, oder? Ich finde auch dieser Gedanke ist  lohnenswert zum r(H)einreden®, nicht wahr?
    5. Statusmeldungen in der Beratung kannst Du für Werbung nutzen. Ich kenne einen Bäcker, der ab und an Fotos aus der Backstube „postet“! Auch ich habe schon den ein oder anderen Status mit Hinweis auf meine nächste Episode beim  r(H)einreden® veröffentlicht. Soweit ok. Bei WhatsApp wird der Status nach 24-Stunden wieder gelöscht. Besonders interessant: Du kannst u.U. auch sehen, wer sich deine „Statuswerbung“ angeschaut hat.
      In keinem Falle solltest Du hier aber ohne schriftliche Einwilligung Bilder oder Filme von Menschen veröffentlichen. Selbst wenn Du die Lesbarkeit der Stati einschränken möchtest. Es gilt das schützenswerte Recht am eigenen Bild! Übrigens, wenn Du Dir ein Bild neben Deinem Namen als „Avatar“ veröffentlichst, dann hast Du mit der Veröffentlichung bei den meisten Messengern Dein Recht an diesem Bild abgegeben. Dies Bilder können von jedem gespeichert und weiterverwendet werden. Denk mal drüber nach.
    6. Zu guter Letzt solltest Du besonders behutsam beim Wechsel Deiner Mobilfunknummer oder Kündigung Deines Kontos im Messengerdienst vorgehen. Einfach nur die App deinstallieren reicht nicht aus! Dein Account muss gelöscht werden, so dass die Daten auch hier nicht bei der erneuten Vergabe der Mobilnummer zur Verfügung stehen. Wenn Du den Sercie weiterhin nutzen möchtest, dann bietet sich ein Umzug auf die neue Rufnummer an. Die meisten Dienste bieten diese Option neben der Löschung unter dem Punkt Account an. Wie das geht kannst Du bei Youtube in diversen Tutorials (Lehrvideos) sehen.

    Soweit so gut. Meiner Meinung nach kann die Entscheidung WhatsApp & Co zu nutzen nur individuell geklärt werden. Im Praxisbetrieb spricht für mein Empfinden allerdings vieles gegen die Nutzung! Alternativ kannst Du ja auch die gute alte SMS (Short Message Service) nutzen, eine Mail senden oder vielleicht auch im Rahmen des üblichen Geschäftsgebarens einen Brief schreiben.

    Wichtig – auch privat – ist die volle Aufmerksamkeit bei der Freigabe von Zugriffsrechten auf dem Smartphone. Stimme ich einem Zugriff auf meine Daten (Fotos, Videos, Audiofiles) und Kontakte nicht zu, so kann ich den Messenger auch weiter nutzen. Allerdings kommt dann der Faktor Bequemlichkeit zu kurz. Hier musst Du für Dich abwägen, wie wertvoll Dir persönlich der Schutz Deiner Daten ist.

    Ich hoffe Du konntest hier die eine oder andere Anregung zum Nachdenken finden und ich würde mich über ein Feedback von Dir freuen. Gerne auf Twitter über @rHeinreden.

    Lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst du r(H)einreden®!

     

    Vergleich von 21 Messengern:
    https://www.orcas.de/whatsapp-facebook-skype-telegram-signal-threema-wire-viber-hangouts-icq-jabber-simsme-hoccer-yooyuu-discord-vergleich abgerufen 11.05.2019, 11:40 Uhr, CET (ohne Gewähr)

    Stiftung Warentest:
    https://www.test.de/Messenger-Apps-Ein-Aussenseiter-schlaegt-WhatsApp-Co-4884453-0/
    abgerufen 11.05.2019, 12:20 Uhr, CET (ohne Gewähr)

     

    r(H)einreden – Die Wunderfrage – #10

    Hallo und Herzlich Willkommen zur zehnten Episode, beim r(H)einreden®!

    Glaubst Du an Wunder?

    Also Wunder – keine Märchen wie die der Gebrüder Grimm. Ich möchte heute von Wundern sprechen, wie sie in der Medizin bereits bekannt sind und genutzt werden.

    Du kennst ja sicher den Placebo-Effekt, richtig? Wenn Du davon liest, dann spricht man von heilender Wirkung, die durch die Gabe von Medikamenten erfolgt – also durch Medikamente, die keinen Wirkstoff enthalten. Das wissen die Patienten aber nicht – sie glauben daran wirksame Medis zu erhalten. Sie glauben also an das Ergebnis – an die heilsame Wirkung. Oder auch beim gegenteiligen Effekt: dem Nocebo-Effekt!

    Der Effekt kann negative Auswirkungen auf den Körper der Patienten mit sich bringen, obwohl es sich auch hier um  wirkstofffreie Präparate handelt. Die Patienten glauben an die schädliche Nebenwirkung und sie passiert! In beiden Fällen wirkt der Glaube an das Endergebnis. Das hat ja schon etwas von einem Wunder wie ich finde.

    Ja und mir geht es heute um eine systemische Methode, mir geht es um die Wunderfrage!

    Diese Methode hilft Deinen Klienten, so wie ein Placebo den Patienten. Vor allem bei Klienten, die sich keine Alternative zu Ihrem Problem mehr vorstellen können. Kategorisch ist für sie kein Ausweg mehr möglich und eigentlich wissen sie auch gar nicht weshalb Sie jetzt bei Dir zur Beratung im Gehen erschienen sind. Es hat ja alles keinen Sinn und alle bisherigen Versuche und Berater sind gescheitert. Da hilft echt nur noch das Wunder, oder?

    Ich find es ja ganz klasse, dass für so ein Wunder keiner zur Verantwortung gezogen werden kann. Das passiert Deinem Klienten einfach so – total unverbindlich! Du musst keine Verantwortung für das Wunder übernehmen! Ähnlich wie bei einem Placebo musst Du also auch nicht den Wirkstoff liefern. Überzeuge einfach Deinen Klienten davon, dass diese Methode wirkt. Beispiele, die Du evtl. in der Anamnese entdecken kannst, solltest Du bei Deinem Klienten in Erinnerung rufen.

    Mal ehrlich, die Wunder sind dann bei näherer Betrachtung gar nicht mehr so übernatürlich. Meist muss Dein Klient nur mehr des Gleichen tun und aushalten. Schon stellt sich ein wunderbares Ergebnis ein.

    Können Blumen ohne Weiteres zwischen Steinen im Sand wachsen? Ja, wie Du auf meinem Episodenbild auf der Homepage sehen kannst, es ist möglich! Die Blümchen sind mir im Death Valley (USA) begegnet. Ein kleines Wunder der Natur.

    Ein weiteres schönes Beispiel für Wunder sind Erfindungen!

    Erfindungen passieren immer zweimal – zuerst im Kopf und dann früher oder später auch in der Realität. Das kann natürlich auch mehrere Versuche andauern. Thomas Edison hat es bewiesen – allerdings sind Geduld und Beharrlichkeit dazu notwendig.

    Also, ob bei der Erfüllung von Wundern und Träumen oder bei der Lösung von Problemen, die Wunderfrage hilft – da bin ich überzeugt von!

    Beim r(H)einreden habe ich erst einmal die Wunderfrage an einen Klienten gerichtet. Du kannst die Wunderfrage in etwa so einleiten:

    „Wir gehen hier entspannt am Ufer entlang, nehmen wir mal an, Sie werden nach acht Stunden erholsamen Schlafes gut ausgeruht und voller Tatendrang wach.

    Während Sie schliefen geschah es, das schier Unmögliche – ein echtes wahrhaftiges Wunder! Da Sie geschlafen haben, wissen Sie noch nicht, dass dieses Wunder geschehen ist.

    Ihre Herausforderung hat sich erledigt – das Problem wurde gelöst! Was wird Ihrer Meinung nach an diesem Morgen früh das erste kleine Anzeichen dafür sein, dass sich alles zum Guten geändert hat?“

    Ja, vielleicht wird Dein Klient die Frage nicht akzeptieren? Egal, sie wirkt so oder so nach. Denke immer dran, Du kannst keines Deiner ausgesprochenen Worte zurücknehmen. .

    Wenn er es akzeptiert, dann verdeutliche es noch konkreter:

    • Was ist jetzt genau anders?
    • Wie verhalten Sie sich jetzt?
    • Was denken Sie jetzt?
    • Wie fühlt es sich jetzt an?
    • Wie reagiert Ihr Umfeld jetzt?
    • Wem fällt die Änderung zuerst auf?

    „Gibt es einen Menschen, der zuerst die Neuerungen bemerken wird?

    Welcher Mensch wird überrascht reagieren?“

    Die andere Seite des Wunders ist aber auch anzusprechen:

    „Wer wäre neidisch oder sogar verärgert?

    Gibt es Menschen die daran Interesse haben alles wieder beim Alten zu behalten?

    Lass Deinen Klienten nun einmal sein Gefühl für die Situation erfahren – im Hier und Jetzt ohne das Problem! Lass es ihn von allen Seiten betrachten.

    Dein Klient soll, wenn er sich darauf einlassen sollte, den Moment voll genießen und auf alle Eindrücken achten. Was fühlt, riecht, schmeckt er vielleicht? Kommt ihm etwas bekannt vor? Hatte er diese Eindrücke bereits schon einmal? Wenn ja, wie und wo kann er das reproduzieren?

    Gibt es etwas, was er sofort ändern könnte, um sich diesen Wunderzeitpunkt anzunähern?

    Was kann er sofort als nächsten Schritt tun?

    Nun wird es spannend für Dich, denn all die jetzt genannten Ideen sind Zukunftsfantasien. Zielfotos mit Happy End! So wie die Erfindung im Kopf glückte, so schafft es Dein Klient aus der Problemtrance rauszukommen. Von dieser Trance hatte ich in der letzten Episode beim TETRALEMMA bereits berichtet.

    Animiere Deinen Klienten dazu  Lösungswege gedanklich auszuprobieren. Eine Erleichterung für ihn ins tatsächliche Handeln zu komme.

    Dein Klient könnte heute, nach der Beratung den Rest des Tages so tun, als ob er den Zustand  „nach dem Wunder“ schon erreicht hat. Seine Eindrücke sollte er am Ende des Tages überdenken und eine Nacht drüber schlafen. Am nächsten Tag wäre es wichtig festzuhalten, wie er das nun erfühlte Ziel erreichen kann. Wer hilft, welche Umstände helfen, welche Dinge helfen?

    Wenn die Schritte jetzt klar vor Augen zu sehen sind, Dein Klient aber nicht in Bewegung kommt, dann kann es andere Ursachen haben – Selbstschutz. Interessant kann auch die Antwort auf Deine Frage sein:

    „Was werden Sie am meisten in Ihrem Leben vermissen, so ganz ohne Ihr Problem? Gibt es etwas Positives, das Sie letztlich heute davon abhält diesen Schritt zu gehen?“ Die Antwort darauf kann unter Umständen auch den „Knoten platzen lassen“.

    Soweit so gut zur Wunderfrage.

    Wenn Du Fragen oder Anregungen hast, dann schreib mich auf Twitter an: @rHeinreden.

    In einer der nächsten Folgen möchte ich gerne auf das Gepäck beim rHeinreden eingehen. Was solltest Du während der Beratung bei Dir tragen und wozu wäre es einsetzbar?

    Lass es Dir bis dahin gut gehen und vergiss nicht:

    Mit mir kannst du r(H)einreden!

    r(H)einreden – Entscheide mit dem Tetralemma – #09

    Hallo und herzlich Willkommen zur neunten Episode meines Podcasts, willkommen beim r(H)einreden®!

    Vielen Dank für die tollen Rückmeldungen der letzten Wochen! Ja, es ist Dir also aufgefallen, dass ich letzten Sonntag keine Episolde veröffentlichen konnte. Trotzdem bist Du auch weiterhin bei mir und dafür habe ich Dir heute eine – wie ich finde – äußerst interessante systemische Methode mitgebracht! Schön dass Du reinhörst!

    Sicherlich hast Du in Deinem Leben auch bereits einmal ein Dilemma erleben müssen oder dürfen. Die Qual der Wahl zwischen zwei Optionen. Geht es dabei nur um Banalitäten, wie Kaffee oder Tee, dann ist die Entscheidung recht schnell gefallen. Wenn es aber um eine Dein Leben verändernde Entscheidung gehen soll, dann kann Dein Dilemma zur persönlichen Hölle werden. Zwickmühle ist dann ja noch eine eher harmlose Beschreibung für Deine Erlebniswelt. Im Freundeskreis erntet man oft Rat“Schläge“, die auch gut gemeint sind.

    Das schilderte mir auch eine Klientin, die aus ihren Systemen (Freunde und Familie) stets die beständige Lösung als Ratschlag erhielt: „Lass alles besser so wie es ist!“. Das hatte meines Erachtens auch etwas damit zu tun, dass ihr Umfeld keine Veränderungen bei ihr akzeptieren wollte. Denn eine Veränderung hätte ja auch einen Abschied bedeuten können. Achte einmal darauf, wenn Du in Deiner Beratung an solch einen Punkt geraten solltest. Der „Egoismus“ bei Freunden und Familienangehörigen ist nicht immer negativ zu werten. Er soll das komplette System einfach nur schützen.

    Dein Klient erlebt eine Problemtrance. Wie durch eine einglasige Brille ein Art Monoocular sieht er nur noch das Problem vor sich. Oder anders ausgedrückt: Er sieht nur noch das lodernde Feuer und seine Folgen, betrachtet aber nicht die nähere Umgebung, wo er dann einen Wasserschlauch zum Löschen finden könnte. Angst dominiert ihn hier!

    Angst wurde mir bislang auch oft in Gesprächen geschildert.
    „Was wäre wenn ich nach der Entscheidung alles verlieren würde?“  Nimm solche geäußerten Befürchtungen immer ernst! Diese Ängste sind nicht nur Hinweise auf Gefahren. Sie können Dir als Berater, Coach, Tainer und Therapeut vielmehr auch Hinweise auf Potentiale Deines Klienten geben. Hinter diesen Ängsten können Ressourcen versteckt sein! Das kann wiederum auch mit heute hinderlichen alten Glaubenssätzen zusammenhängen.

    Wie kann man nun ein Dilemma auffächern?

    Ich stelle auf Grafenwerth immer zuerst die beiden Pole einander gegenüber:

    Das EINE und das ANDERE wie schon „The Clash“ 1982 gesungen haben:

    „Should I stay or should I go?“

    Die Bänke meiner Timeline aus Episode vier sind hier hilfreich.
    Wir stellen uns zwischen zwei Bänken auf und suchen dann die EINE Bank für Variante 1 und später die ANDERE für Variante 2 auf – eben eine mögliche Methode auf Grafenwerth.

    Eine weitere Methode, die auch die Kraft der Beratung im Gehen nutzen lässt, habe ich bereits einmal ausprobieren können. Ich habe mich mit meinem Klienten erst zur Ostseite der Insel begeben, zur Allee der großen Bäume. Hier sind wir soweit wie möglich auf Grafenwerth ans Ufer gegangen, an den sogenannten „Toten Arm“.  Das EINE haben wir hier ausführlich besprochen und mein Klient hatte einen dünnen Ast in fünf kleine Stücke zerbrochen, die er bequem in seine Jackentasche stecken konnte. Tatsächlich hatte er hier nur 5 positive Argumente – für jeweils einen kleinen Stock einen Anker quasi. Trotz mehrfachem Hinterfragen konnte oder wollte er mir dann kein Contra nennen, so dass wir dann an die Westseite zu Ufer gegangen sind. Hier kamen wir dann an den „Steinstrand“, wo er kleine Steine für PRO und CONTRA der zweiten Option in seinem Dilemma fand.

    Im Nachhinein entschloss ich mich übrigens dazu kleine Murmeln zu kaufen (im Spielwarengeschäft für unter 2€ pro Sack). Farblich gut abgestimmt: BLAU das EINE, GELB das ANDERE sowie GRÜN und WEISS. Für meinen Plan B eben, zu dem ich im Falle eines Klienten greifen werde, die/der sich nicht die Finger beschmutzen möchte. Ganz klar aber nur als Ausnahme, da ich grundsätzlich auf die gegebenen Mittel auf Grafenwerth zugreifen möchte!

    Lass mich hier nun die dritte Variante ins Spiel bringen. Ich wende diese dritte Möglichkeit zur heilsamen Irritation an.

    BEIDES
    oftmals eine undenkbare Variante. „Wie soll denn das gehen?“ Gehen und bleiben zugleich? Auf den ersten Blick schier unmöglich! Ich kann nicht gleichzeitig auf der einen und auf der anderen Bank sitzen! Und erst recht kann Dein Klient nicht zeitgleich an der West- und an der Ostseite der Insel das Ufer aufsuchen.

    Dieses scheinbare Problem kann durch die Zeit gelöst werden. Frage Deinen Klienten was passieren müsste, damit er es doch hinkriegen könnte – zumindest zeitweise. Beim Wechsel vom Angestelltenverhältnis in die Selbständigkeit hat mein prominenter Kollege, der Sozialarbeiter Thomas Mangold,  die Lösung einer Teilzeitbeschäftigung gefunden, um mal ein Beispiel aus der Arbeitswelt zu benennen. Man kann also zeitweise das EINE wählen und dann zu anderen Zeiten das ANDERE. Somit hat man die Kraft aus beiden Möglichkeiten vereint und beide Kräfte wirken jeweils auch auf die andere Variante. BEIDES kann also auch eine gangbare dritte Variante darstellen.

    Allerdings nicht für jeden Klienten. Ein Teilzeitstudent kam mit der Frage auf mich zu, ob er eine schwere Prüfung (entscheidend für die Fortsetzung seines Studiums) vorziehen sollte? Oder sollte er lieber den letzten möglichen Termin wählen? Für ihn ein echtes Dilemma – mit Wirkung auf die Zukunft, zumal er neben dem Studium noch beruflich tätig war.

    BEIDES tat er zunächst als „Quatsch“ ab. Nach unserem Gespräch stellte er aber fest, dass er den ersten Termin nutzen könnte und im Falle seines „Durchfallens“ den späten Temrin für die Nachprüfung. Somit gabe es also doch die Möglichkeit für BEIDES – eben zeitlich versetzt.

    Wenn Du also bemerkst, dass Dein Klient mit dieser dritten Variante gut beschäftigt ist und es in ihm arbeitet, dann kannst Du es an diesem Punkt auch beim Input für die Beratungseinheit belassen. Das genau ist es doch was wir in unserer Rolle als systemisch arbeitende Berater wollen … Dein Klient kommt geistig in Bewegung – raus aus der Schockstarre der Problemtrance! Gib ihm Raum und vielleicht auch die Stille um darüber nachdenken zu können. Es müssen ja nicht alle denkbaren Möglichkeiten sofort auf den Tisch.

    Fragt Dein Klient nach weiteren Optionen, da er mit diesen drei Wegen nichts anfangen kann, dann kommen wir zum interessanten Schritt dieser Methode.

    Bei mehr als drei Möglichkeiten zum Polylemma, wenn man hier Wikipedia glauben darf. Zu viele Möglichkeiten sind meiner Meinung nach aber auch hier nicht zielführend, so dass ich Dir wie üblich empfehle: bleibe bei den Top5!

    Ähnlich wie bei den WERTEN, die ich in meiner Episode zwei zum WERTERAD zur Wahl stelle, sollte es besser nur bei einer guten Hand voll Möglichkeiten bleiben – an jedem Finger einer Hand abzählbare Alternativen! Hier und heute dann das Tetralemma.

    Jetzt wunderst Du Dich sicherlich, da „Tetra“ ja für „vier“ steht. Wieso vergleiche ich es hier mit den fünf Fingern einer Hand? Wenn Du bis zum Ende dieser Episode dran bleibst, dann wirst Du verstehen, was ein Tetralemma mit fünf Möglichkeiten zu tun hat.

    Zunächst aber mal zur vierten Variante:

    KEINES VON BEIDEN

    Frage Deinen Klienten im nächsten Schritt einfach mal was er machen würde, wenn ihm die Entscheidung abgenommen werden würde. Was wäre denn, wenn ihm plötzlich beide Wege verwehrt werden würden? KEINES VON BEIDEN!

    Wie würde er weiter vorgehen, wenn es keine dieser beiden Möglichkeiten für ihn geben würde? Welche Personen könnten ihm dann weiterhelfen? Welche Alternativen würden sich dann für ihn auftun? Welche Dinge bräuchte Dein Klient dann ganz dringend um weitere Schritte vornehmen zu können?

    Ganz schön viele Konjunktive? Allerdings ist diese vierte Alternative oft sehr überraschend für die Klienten! Es wird ihnen dann oftmals klar, wie wertvoll die beiden Optionen des Dilemmas sind – oder vielleicht eben auch nicht. Vielleicht kommt Deinem Klienten dann die Idee, dass es sich gar nicht lohnt darüber Zeit, Kraft oder Engergie zu verschwenden?

     

     

    Hast Du Deinen Klienten durch Deine Fragetechniken und die vier Möglichkeiten allerdings nicht in Bewegung bringen können, dann braucht er ganz klar mehr Zeit!

    Diesen Fall habe ich auch schon erlebt  –  bei meinem eben genannten „Teilzeitstudenten“. Zum Ende der Einheit wollte er tatsächlich meine Meinung wissen. Also i.S. von:  „Was würden Sie an meiner Stelle tun?“ Und obwohl ich ihm mehrfach erklärte und auch mehrfach darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die Entscheidung ganz bei ihm liegt – trotzdem entlockte er mir eine Antwort. Er ging mit den Anregungen nach Hause und ich fragte mich, ob das nun ein entschiedener Fehler von mir war? Hätte ich schweigen sollen?

    Im Ergebnis entschied er sich für das EINE – abweichend von meiner Antwort. Für mich stellte die Beratung dieses Klienten aber eine besondere Erfahrung dar, da ich von meiner allparteilichen Einstellung abgewichen bin. Eine Erfahrung, die mich lehrte dies nicht wieder zuzulassen!

    ETWAS ANDERES als fünfte Variante kannst Du immer dann anbieten, wenn Dein Klient alle die vorherigen vier Möglichkeiten bearbeitet hat und dann noch immer zu keinem Ergebnis für sich gekommen sein sollte. Das ist dann auch eher eine Option für einen Folgetermin. Mache ihn auf den bislang durchlebten Beratungsprozess aufmerksam. Lass Deinen Klienten für sich ein Resümee ziehen und dann auf Basis dieser Ergebnisse ggf. das Tetralemma erneut aufstellen.

    Frage Deinen Klienten, was er mit dem nun über sich und über das anfängliche Dilemma erlangten Wissen anfangen kann? Gibt es von dieser Position nun eine ganz ganz andere, eine fünfte Variante? Eine Variante, die ihn eher zu einer anderen Fragestellung führt, zu einer anderen Möglichkeit, die erst jetzt nach dem durchlebten Tetralemma sich als klare Alternative auftut? Oder eben vielleicht auch nicht?

    Bestensfalls ist für Deinen Klienten die Entscheidung nun ganz klar! Selbst wenn das Ergebnis lauten sollte: „Alles bleibt.“, so kannst Du ihm gegenäber den Satz mit guten Gewissen ergänzen: „Alles bleibt neu!“.

    Ich hoffe Du kannst mit dieser Methode einmal selber eine Fragestellung für Dich austesten. Im Stehen oder im Gehen nutzt Du alle Deine Ressourcen! Aus der eigenen Erfahrung heraus ist es dann immer einfacher Deinen Klienten bei seinem Tetralemma zu begleiten.

    Schreib mir gerne Deine Erfahrungen und Anregungen zum Tetralemma im Gehen. Gerne über Twitter (@rHeinreden) oder per Mail.

    Viel Freude beim Ausprobieren und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden®.

    r(H)einreden – Risiken neben Wirkungen – #08

    Hallo und herzlich Willkommen zur achten Episode meines Podcasts, willkommen beim r(H)einreden®!

    Heute geht es mir um die Frage nach dem Wozu? Wozu Walk & Talk, wozu sollte man im Gehen beraten? Welche Wirkungen dieser Beratungsmethoden können Deinen Klienten beeinflussen? Welche Risiken können neben diesen Wirkungen auf Dich warten, wenn Du auch Beratungen im Gehen anbietest.

    Es gibt Kolleginnen die sind der Meinung, eine Beratung, ein Coaching oder eine Therapiesitzung müssen unbedingt in einem geschlossenen geschützten Rahmen – sprich innerhalb von vier Wänden stattfinden. Meine bisherige Erfahrung lehrt mich dass diese pauschale Sichtweise nicht auf jeden Klienten zutreffen kann!

    Als Schüler und Student habe ich schon immer gerne im Gehen gelernt. Das fiel mir irgendwie leichter – ich konnte es mir damals allerdings nicht erklären. Meine besten Ideen der letzten Jahre kamen mir in meinen EGO-Zeiten auf Grafenwerth stets beim Spaziergang. Irgendwie inspirierte mich schon immer die Wirkung der Natur auf Körper, Geist und Seele. Du kennst das sicherlich auch, wenn Dir der Wind um die Nase weht und Du die Sonne auf der Haut spürst, dann tut das einfach gut. Auf Grafenwerth kommt dann immer noch die gewaltige Wirkung dieses Stromes dazu – die Wirkung des Rheins. Hast Du schon einmal fließende Gewässer beobachtet und dem Rauschen gelauscht? Da ist unglaubliche Energie in Bewegung.

    Dem Fluss habe ich auch schon zusammen mit Klienten zugeschaut und dabei einfach geschwiegen. Stille Momente in der Beratung – gemeinsames Schweigen! Aus meiner Erfahrung heraus fiel dies den Klienten am Rhein irgendwie leicht. Eine Klientin sprach zum Ende der Einheit davon Kraft getankt zu haben und ich wusste damals genau was sie gemeint hatte. Wenn Dein Setting zur Beratung im Gehen auch an einem Fluss liegen könnte, dann probiere es einmal ganz für Dich allein aus. Am Meer habe ich diese Kraft noch intensiver gespürt. Nicht ohne Grund bieten Kollegen beispielsweise auch auf Mallorca Walk & Talk an. Diese Wirkung ist von sich aus vor Ort gegeben und warum solltest du sie nicht in Dein Beratungskonzept mit einbinden und mit ihm Deinen Klienten Nutzen bieten?

    Ebenfalls als kraftvolles Setting für meine Beratungsgespräche empfinde ich Walk & Talk in der Allee auf der östlichen Seite der Insel Grafenwerth. Hier zwischen den im Wind rauschenden Bäumen blieb bislang jeder Klient, mit dem ich diesen Weg eingeschlagen habe, kurz stehen und blickte hoch in die Baumkronen. Nochmal, derart kraftvolle Settings zeigen schon für sich alleine Wirkung bei Deinen Klienten. Und doch stellt sich einigen Beratern die Frage, ob es besondere Fragestellungen für die Beratung im Gehen gibt und ob evtl. auch „No-Go-Themen“ existieren? Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen? Also Nebeneffekte, die sich auf Deine Beratung auswirken?

    Glaubt man den Angaben die einige Kolleginnen und Kollegen auf ihren Internetseiten machen, dann bieten sich vor allem offene Fragestellungen an. Biographiearbeit (Genogramme), Entscheidungsfindungen (Tetralemma), Vorbereitung auf Krisengespräche oder „Auftritte“ (Metaebene und Metapherarbeit) sowie Ideenfindung.

    Physiologisch nachweisbar wirkt sich die O² Durchflutung des Gehirns äußerst positiv aus. Die Produktion von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin wird gesteigert und diese wirken letztlich entstressend auf den Körper. Übrigens auch auf Deinen Körper in der Beratungssituation. Entspannte Körper lassen kein Stressempfinden aufkommen! Somit öffnet sich Dein Klient mit allen Sinnen den neuen Eindrücken in der Natur. Dies belegte Michaela Kaczor (2010, Master thesis: Beratung im Gehen) in ihrer Untersuchung zu dieser Form der psychosozialer Beratung, an der Evangelische Fachhochschule Darmstadt.

    Diese gesteigerte Sensibilität führt natürlich auch dazu, dass schon kleine Störfaktoren ihre Auswirkung auf die Beratung haben. Lass mich an dieser Stelle auch auf diesem Punkt eingehen. Eine gute Vorbereitung ist hier Garant für eine erfolgreiche Beratungseinheit. Eben genau auf diese Umweltfaktoren möchte ich mit meinem Podcast eingehen, dazu biete ich Dir dieses Angebot in bisher acht Episoden an.

    1. Umweltfaktoren
    Bekannte Personen des Klienten können Euch begegnen. Hierauf solltest Du Dich und vor allem natürlich auch Deinen Klienten vorbereiten. Wie bereits in einer vorherigen Episode erwähnt, reicht ein freundliches Grüßen und dann ein aktives Abwenden des Blickes aus, um dann die Beratung im Gehen fortsetzen zu können. Die Körpersprache signalisiert dann – „jetzt nicht stören“. Der äußere Anschein eines Spazierganges bleibt gewahrt.

    Sollte Dein Klient Angst vor Hunden zeigen, dann solltest Du die frühen Morgen- und Abendstunden eher meiden. Hier sind besonders viele „Gassigeher“ unterwegs. Vielleicht erwähnst Du in Deinem Vorgespräch die Möglichkeit in der Beratung auf Hunde zu treffen. Ein ängstlicher Klient wird dann darauf eingehen und entsprechende Infos an Dich geben.

    Achte auf die Wetterbedingungen vor Ort. Dazu empfehle ich Dir meine dritte Episode zum Thema Wetterapps. Dies ist auch und gerade im Zusammenhang mit Allergien von Bedeutung. Höre doch einfach mal in diese Folge rein.

    Bei der Begrüßung empfehle ich Dir auf seine nonverbalen Signale zu achten. Körperhaltung, Händedruck, Blick. Sollte Dein Klient in Deinen Augen angeschlagen wirken, dann wähle bewusst eine passende Distanz erste Strecke aus. Wenn er weitere Spaziergänge wünscht, dann wird er sich dazu äußern. In diesem Zusammenhang möchte ich Dich auf ein Dein Zeitmanagement aufmerksam machen. Start und Zielort sollten identisch sein. Du kannst insbesondere auf einer „Einwegstrecke“ Deinen Klienten dann zum Ende der Beratung nicht einfach irgendwo im Nirgendwo stehen lassen. Eine Problematik, die bei meinem r(H)einreden®  nicht auftritt. Die Insel verfügt über einen quasi Rundkurs und ich bin binnen weniger als fünf Minuten immer wieder an meinem Ausgangspunkt – der nördlichen Brücke.

    2. Faktor Gesprächsvorbereitung
    Als Berater, Coach, Trainer und Therapeut solltest Du Dich optimal auf Deinen Klienten vorbereiten. Eine vernünftige und verinnerlichte Anamnese ist das A und O! Du kannst bei der Beratung eben nicht mal eben zum Schreibtisch gehen und Dir den Vorgang holen. Auch möchte ich Dir von einem ständigen Blick auf Dein Smartphone abraten. Im Kontext der Beratung betrachte ich die Geräte eher als Kommunikationsverhinderer,  wenn ich sie auch ansonsten gerade beim Walk & Talk in der Vorbereitung schätze. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die genau aus diesem Grunde ein Erstgespräch stets in der Praxis stattfinden lassen und erst bei Interesse im zweiten oder einem der Folgetermine Walk & Talk anbieten.

    Wenn Du gut vorbereitet in die Beratungseinheit gehst, dann brauchst Du übrigens keinen Fragenkatalog! Bewahre Dir Deine neugierige und lethologisch geprägte Grundhaltung und dann kommen die „guten Fragen“ von ganz alleine. Checklisten sind hier eher für die Utensilien angezeigt, die Du beim Walk & Talk bestenfalls in einem kleinen Rucksack mit Dir führst. Taschentücher sind hier ganz oben auf der Liste, aber auch eine kleine Flasche Wasser und zwei Becher sind hier zu nennen. In einer der folgenden Episoden werde ich Dir meine Checkliste vorstellen.

    Wenn Du in den ersten Minuten der Beratungseinheit das Gefühl hast, Dein Klient weicht Deinem Blick aus, dann nimm diese Wahrnehmung ernst. Gleiches gilt für die Klienten, die bestätigende Blicke suchen. Je nachdem kannst Du dann eher den Teil des Spaziergangs nebeneinander verlängern oder eben kurz halten und zeitnah eine Parkbank für das Vier-Augen-Gespräch ansteuern oder eben nicht. Dieser Umstand kann bei ein und dem selben Klienten je nach Verfassung und Fragestellung variieren.

    3. Faktor Gesprächsnachbereitung
    Die Nachbereitung Deiner Beratungseinheiten, eine sonst so übliche Dokumentation, ist bei der Beratung im Gehen auch nicht immer ganz einfach zu gestalten. Wichtige Eindrücke von Dir,  Äußerungen Deines Klienten und evlt. Visualisierungen (Werterad, Tetralemma, etc.) solltest Du sofort i.A. an die Einheit festhalten. Ob Du sie alleine auf Dein Smartphone diktierst oder gar direkt zum Abschluss des Prozesses hin ein Foto machst ist eigentlich Dir überlassen. Auch und im Rahmen der geltenden Datenschutzbestimmungen solltest Du Dich auch hier wiedereinmal fragen:  WOZU dokumentiere ich? Wenn die Eindrücke wichtig für Deine weiteren Beratungseinheiten sind, dann ist das der zwingende Grund für die Erfassung. Fakt ist allerdings auch der folgende Umstand:  In dem Moment, in dem der Klient sich auf den Weg macht, da wirken schon Deine Impulse! Das eben aufgestellte Bild seiner Systeme und deren Bestandteile zueinander kann sich dann bereits geändert haben! Wozu müsstest Du ihn dann in der Folgeeinheit an den alten Stand der Dinge erinnern? Du willst ja Fortschritte und keine Rückschritte erzielen!

    In soweit gilt also auch das gesetzlich vorgegebene Recht darauf  „vergessen zu werden“. Gib in Deinen Beratungsmodalitäten auch stets an, wie Du mit den erhobenen Daten umgehst, bzw. wann Du sie wieder aktiv löschen wirst.

    So, das war es dann mal wieder für heute. Ich hoffe Du konntest für Dein Setting vor Ort den ein oder anderen Impuls aufnehmen und vielleicht habe ich Dich ja auch neugierig auf die Beratung im Gehen gemacht.

    Du hast Fragen oder Anregungen? Fühle Dich eingeladen und schreib mich einfach an. Gerne auf Twitter (@rHeinreden) oder hier über meine Homepage per Mail.

    Viel Spaß bei Deinen Vor- und Nachbereitungen und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden®!