Refraiming – r(H)einreden® #16

Jahreswechsel, Regen, Schnee, Kälte und dann auch noch Corona …ist doch alles Mist, oder? 
Beim Walk and Talk das Anliegen von Klient:in in einen anderen Rahmen
setzen, bedeutet nicht etwas schön zu reden, sondern es zu refraimen!

Der zweite  Lock-Down beschäftigt uns auch gerade. Geschäfte sind
geschlossen, Sportstätten auch, und im Kino war ich persönlich ja auch
schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr. Das sind traurige
Rahmenbedingungen! Die scheinbar unlösbare Lage wird zunächst in einen
Rahmen gesetzt – das Fraiming. Eine gute Voraussetzung, um im nächsten
Step alternative Wahrnehmungen anzubieten – im RE-Fraiming.

Das vermeintlich negative Verhalten, die belastenden Umstände, werden
aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Sie werden in einen anderen
Rahmen, einen anderen Kontext, gestellt. Diese Veränderung der
Perspektive führt dann recht schnell, so meine Erfahrung, zu einer
anderen Bewertung und Akzeptanz der Umstände. Voraussetzung dafür ist
aber das Vertrauen von Klient:in zu Dir und Deinen Methoden.

Refraiming im Walk and Talk, also in der Beratung im Gehen, ist kein hemmungsloses, unreflektiertes, positives Denken!
Für mich wäre dies unrealistisch und auch unehrlich im Umgang mit dem
Klienten. In dem bekannten Rahmen ist die Angelegenheit für Deinen
Klienten wirklich schwer zu ertragen. Als Berater kann ich dann nicht
einfach rosa Wölkchen drumherum malen und alles ist wieder gut. Das
funktioniert nicht!

Ehrlicher Umgang mit der Erlebniswelt Deines Gegenübers betrachte ich
als Voraussetzung für das spätere Auffächern der Möglichkeiten!

Ein erstes hartes Beispiel:
Der Tot eines Elternteils ist
für Kinder furchtbar und nur schwer zu ertragen. Dies gilt auch für den
überlebenden Elternteil, der dann die volle Verantwortung und Gestaltung
der Lebenswelt auf den eigenen Schultern trägt. Das sollst und kannst
Du letztlich nicht schönreden!

Mit einem gewissen Abstand, nach der akuten Trauerphase, wäre es aber
möglich ein Refraiming vorzunehmen. Beispielsweise könnte das Kind
durch den Verlust mehr Selbständigkeit entwickeln, also eher in die
Eigen-verantwortung kommen. So können die Umstände verändert werden, ohne das Ereignis selbst zu verharmlosen.

In vielen Artikeln und Posts habe ich die schöne chinesische
Definition einer Krise gelesen und ja – auch ich möchte sie hier als
Beispiel anführen:

So betrachte ich auch gerade die Lage um die Pandemie. Privat kann
ich nicht wie üblich meinen Interessen nachgehen. Um die Zahlen wieder
niedrig zu halten, bleibe ich im Lockdown soweit wie möglich zu Hause.
Jetzt kann ich mich darüber aufregen, dass das Schwimmbad und das Kino
geschlossen sind und ich mich nicht mit Freunden treffen kann. Das wäre
dann der unangenehme Teil des Rahmens, ok. Die gegebenen Umstände in
einem anderen Kontext zu betrachten, führt bei mir z.B. dazu dass ich
Zeit finde meinen Wohnraum zu renovieren und endlich mal ein Fotobuch zu
gestalten. Dinge, für die ich schon seit Jahren nach der passenden Zeit
gesucht habe.

Ein zweites Beispiel:
Wenn keine Kunden im Einzelhandel vor
Ort einkaufen, dann steht die Existenz der kleinen Fachgeschäfte auf
der Kippe. Arbeitsplätze von Mitarbeiter:innen sind in Gefahr und
letztlich auch das finanzielle Überleben des Betriebes. Ein Beispiel
habe ich dazu erst kürzlich im Lokalfernsehen präsentiert bekommen. Eine
kleine Buchhandlung in Bonn drohte die Insolvenz. Der Rahmen des
Lockdowns wurde vom Eigentümer aber gewechselt. Das Refraiming sah so
aus, dass er nun Bücher online zum Verkauf anbietet und die gekauften
Exemplare an der Ladentür verkauft oder sogar per Fahrrad im Ort
liefert. Aus der Krise wurde eine Chance, eine Gelegenheit neue Wege zu beschreiten.

In meiner 14. Episode
habe ich gerade unsere Branche (Berater, Coaches, Trainer) in diesem
Rahmen betrachtet und die Frage nach dem verantwortungsbewussten Umgang
mit dieser Krise des ersten Lockdowns beleuchtet. Mir ist es wichtig,
dass bei all der Kreativität und Umsetzungsbereitschaft eine Sache nicht
zu kurz kommt. Der Respekt und das Verantwortungsbewusstsein dem Anderen gegenüber.

Neue Wege dürfen nicht um jeden Preis gegangen werden. Ich meine,
wenn mir die Ausbildung und die Erfahrung für beispielsweise ein
Onlineangebot zur Beratung oder ein telefonisches Angebot fehlt, dann
muss ich mir zunächst diese Fertigkeiten aneignen. Nicht ohne Grund ist
das Auswahlverfahren bei der Telefonseelsorge meines Wissens nach sehr umfangreich. 

Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit, bleib besonnen und vor allem natürlich gesund!

Vergiss nicht – mit mir kannst Du r(H)einreden®.

Links der Episode:
https://telefonseelsorge.de/, abgerufen: 08.02.2021, 17:01 Uhr MEZ

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