Hallo und herzlich Willkommen zur vierten Folge meines Podcasts. Willkommen zum r(H)einreden®!
Danke für das schriftliche Feedback und auch für die persönlichen Worte in den letzten Tagen! Mein Format scheint Dir zu gefallen und so darf ich heute wieder bei Dir zu Gast sein. Danke dafür!
Neben dem Portal Podcaster.de und Spotify kannst Du jetzt r(H)einreden® auch endlich über iTunes hören. Ich hatte mich schon gewundert, warum es nun gerade bei iTunes nicht mit dem Upload geklappt hat. Der Support von podcaster.de hat schnell, freundlich und kompetent geantwortet. Bei der ersten Folge hatte ich es leider versäumt das Cover ausreichend zu komprimieren. Der Zuschnitt auf 1400 x 1400 Pixel war korrekt eingestellt, aber die Datenmenge halt knapp über dem Limit. Nachdem ich das dann nachgeholt hatte dauerte es gar nicht lange und iTunes präsentierte meine beide Folgen. Tja, manchmal sind es eben die kleinen Dinge im Leben – ab und an auch nur ein paar Kilobyte.
Beruflich geht es bei mir nach dem Jahreswechsel wieder los und so muss ich an meinem Zeitmanagement arbeiten – sprich:
Ab der fünften Folge werde ich im Wochentakt mit Dir r(H)einreden. Von Sonntag auf Montag werde ich die neuen Folgen veröffentlichen.
Was bedeutet Dir eigentlich Zeit? Heute geht es hier um die Methode der Timeline, die in der Fachliteratur auch unter dem Begriff „Zeitstrahl“ beschrieben wird. Um das zu klären, erlaube mir erst ein paar Gedanken zur Zeit ins Reine zu reden.
Ist Zeit für Dich eher knapp bemessen? Überlege einmal kurz selber. Wie gehst Du mit Deiner Zeit um? Hast Du vielleicht im Moment genug davon und weisst eher nichts mit ihr anzufangen? Von Peter Fraenkel stammt der Satz: „Meine Zeit ist nicht Deine Zeit!„. Neben den physikalisch zu erfassenden Stunden, Minuten und Sekunden erscheint die Zeit also auch als Zustand, den wir sehr individuell empfinden. Soweit so gut.
Wir als lebendige Systeme können also niemals statisch oder absolut gleich bewertet werden, sondern wir befinden uns stets im Fluss der Veränderungen. Für mich als Berater ist dieser Umstand sehr wichtig. Der Moment auf der Insel Grafenwerth, in dem ich mit meinem Klienten ein Thema bespreche, der passiert jetzt und ist dann auch schon wieder direkt vorbei; so wie das jetzt gerade vorbei geflossene Rheinwasser. Das Ergebnis des Werterades (Folge zwei des Podcasts) stellt auch immer nur eine Momentaufnahme dar. Ich kenne Kolleginnen und Kollegen, die genau aus diesem Grunde niemals ein Foto vom Werterad erstellen und es nie dem Klienten zusenden würden. Es ist ja möglich, dass dem Klienten bereits auf dem Heimweg eine Änderung der Skalierung klar wird. Diesen Entwicklungsschritt könnten sie mit der Momentaufnahme stören, wie man mir sagte.
Die eigentliche Arbeit leistet Dein Klient ja stets und bekanntlich zwischen den Beratungsterminen! Rückblickend erinnern sich Klienten an ihre Handlungen und Entscheidungen, die sie „damals“ getroffen haben. Ändern können sie diese nicht mehr – genausowenig wie wir Menschen ausgesprochene Worte zurücknehmen können. Wie schon René Borbonus lyrisch auf den Punkt gebracht hat: „Achte auf Deine Worte!“
Warum solltest Du also in Deiner Outdoorpraxis auf eine Methode zugreifen, die mit dem Faktor Zeit arbeitet?
Schnell vergessen ist ein Life-Event sobald sich der Alltag wieder eingespielt hat. Oft kosten diese Kraft und Ausdauer und es ist faszinierend, wie wir diese besonderen Lebenserfahrungen meistern. Die eigene Hochzeit, eine schwere Krankheit, die Geburt eines Kindes oder ein Todesfall in der Familie. Diese Ereignisse wurden von Deinen Klienten bewältigt – ob positiv oder negativ konotiert – alle Ereignisse sind Erfahrungen und somit auch Ressourcen!
Als Systemiker begleite ich meine Klienten auf ihrer „Zeitreise“ zu den ganz persönlichen Ereignissen der Vergangenheit – allerdings nicht i.S. einer Anamnese der „Störungsauslöser“. Es ist für mich auch nicht von Relevanz welche Diagnose „damals“ von welcher Fachkraft auch immer gestellt wurde. Diese Antworten folgen auf die Frage „Warum?“.
Frage Deine Klienten eher nach dem „Wozu?“.
Wozu hat dieses damalige Ereignis Deinen Klienten verholfen. Welche Lösungsansätze haben damals funktioniert? Fokussiere das Positive in der erzählten Realität. Das hat nichts mit Schönreden zu tun!
Es gibt nicht das Licht. Überall wo Licht ist findest du auch Schatten. Aber der Schatten kann nur entstehen, wenn es Licht gibt!
Berichtet Dein Klient z.B. vom frühen Tot eines Elternteils, so kann dieser Verlust dazu geführt haben, dass er als Kind schnell selbständig wurde. Diese damals erfolgreiche Überlebensstrategie könnte ihm heute als Erwachsener hilfreich sein. Welche Kräfte und welche Umstände verhalfen ihm damals konkret zur Selbständigkeit und wie können diese heute reaktiviert werden? Welche Menschen haben ihn damals unterstützt?
Diese Ressourcen können besonders gut aktiviert werden, wenn Du bei Deinem Klienten möglichst viele Sinne ansprichst. Beim r(H)einreden® arbeite ich mit den direkt am Rhein befindlichen Parkbänken.

Von diesen aus nutze ich den freien Blick auf den Rhein. Meine Timeline wird also nicht vor dem Klienten auf Papier aufgemalt, sondern er muss sich selber entlang des Zeitstrahls bewegen. Auch verwende ich keine Seile oder Taue, wie einige Kolleginnen und Kollegen in ihren Praxen auslegen. Entlang des Rheins stellen die Parkbänke jeweils Meilensteine im Leben der Klienten dar. Wie viel Zeit zwischen den Bänken verstreichen soll, entscheidet immer der Klient. Ein Jahr, eine Woche oder eine Dekade? Der Rhein setzt hier als wunderbare Metapher für den Fluss der Zeit besonders gut Kräfte frei. Am Fluss hörst Du das Plätschern des Wassers und spürst den Wind im Gesicht. Die einfache Bewegung an der frischen Luft und die Sauerstoffaufnahme in der Natur aktivieren den Stoffwechsel! Dein Klient und vor allem seine Gedanken werden in Bewegung gebracht. In einer der nächsten Folgen werde ich auf die physiologischen Fakten und Vorteile der Beratung im Gehen eingehen.
Dabei kommt es auch und vor allem auf die Qualität der Fragen an, die Du Deinem Klienten stellst. Guten Fragen zu stellen ist oft zielführender, als gute Anworten zu geben. Hierzu findest Du sehr gute Lehrbücher über das „Systemische Handwerkszeug“. Den Sinn von Fragesammlungen, i.S.v. „1001 systemische Fragen – für 1,99€ im Download“ wage ich hier in aller Deutlichkeit anzuzweifeln. Das mechanische Abspulen von Fragen hat nichts mit einer systemischen Grundhaltung zu tun. Da kann die Methode auch noch so gut sein. Wenn die richtige Einstellung des Systemikers fehlt, dann wird es schwierig für beide Seiten.
Ich möchte hier Heinz Foerster zitieren, der als Biophysiker und Mitbegründer der kybernetischen Wissenschaft den Begriff der „lethologischen Haltung“ erschuf. Als Berater, Coach und Trainer stellst Du in dieser Haltung Dein Wissen bewusst in den Hintergrund und lässt Dich von den Lösungsansätzen Deines Klienten überraschen! Ich möchte hier den Vergleich mit einer neugierigen und wertungsfreien Grundhaltung aufführen. Diese Haltung in der Beratung ist beispielsweise von offen gestellten Fragen geprägt.
Zurück zur Timeline auf der Insel Graenwerth: Flussaufwärts gehen wir in die Vergangenheit und mit dem Strom über die Gegenwart dann auch in die Zukunft. Meine Klienten finden in der jeweiligen Epoche auf einer Parkbank Platz und gelegentlich legen sie sich auch auf die Bank und blicken in den Himmel – kein Scherz! Der Wechsel in eine nicht gewohnte Perspektive ist für den Beratungsprozess äußerst hilfreich. Natürlich muss man sich auf diese Methode einlassen können und auch wollen. Dann öffnen Wünsche, Träume, Ziele und Werte der Vergangenheit evtl. im Heute Türen zu neuen Wegen und Möglichkeiten.
Wie soll Dein Klient nun Herausforderungen der Zukunft bewältigen? Bislang ging es ja nur um die Vergangenheit. Auch hier hilft die Methode des Zeitstrahls. Ich gehe mit meinem Klienten, gleichsam der Nutzung einer Wunderfrage, am Rhein flussabwärts in die Zukunft. Dabei erfrage ich genau den Zeitpunkt, an dem die Herausforderungen wahrscheinlich überstanden sein werden und sammle hier dann wieder mit allen Sinnen Impulse.
Fake it until you make it! Kollegen nennen das dann gerne ein Zielfoto des Klienten.
Oder anders gesagt:
Wozu soll in der Zukunft auf die Herausforderung der heutigen Gegenwart gut gewesen sein?
Ein Ergebnis ist dann der gewisse Abstand zur Herausforderung, die ja heute als ein schier unüberwindbares Problem empfunden wird. Dieser Abstand verschafft Deinem Klienten eine Veränderung des Gesamteindrucks der Lage.
Manche Methoden erscheinen auf den ersten Blick etwas ungewohnt oder auch seltsam und das ist auch gut so! Sie können als heilsame Irritation, im Sinne eines Reinredens, genutzt werden. Dabei solltest Du Deinem Klienten aber niemals etwas einreden! Er ist Experte für sein Leben und Du eröffnest ihm mit dieser Methoden nur neue Wege und Einblicke zu seinen persönlichen Lösungsansätzen.
Das wars für heute.
Du hast Fragen oder Anregungen zur Timeline? Vielleicht hast Du auch schon eine andere Variante durchgeführt? Dann schreib mir gerne Deine Erfahrungen per Mail oder via Twitter (@rHeinreden).
Wenn Dir dieser Podcast nützlich erscheint, dann bewerte ihn gerne positiv und erhöhe somit seine „Sichtbarkeit“. Danke dafür!
Viel Spaß beim Ausprobieren und vergiss nicht,
mit mir kannst Du r(H)einreden®