r(H)einreden – Zwischen den Terminen – #07

Hallo und herzlich Willkommen zur siebten Episode – die verflixte siebte Folge.
Willkommen beim r(H)einreden®.

In einer meiner letzten Folgen hatte ich es Dir ja schon erzählt, die
eigentliche Arbeit und das ist ja für Dich als Berater, Coach, Trainer
oder Therapeut sicherlich nicht neu, die eigentliche Arbeit passiert
zwischen den Terminen. Aufgrund Deiner Impulse arbeitet es bei den
Klienten stets zwischen den Terminen nach. So oder so – Du kannst nicht
keine Impulse setzen.  Nach einer Konsultation kommen Deinem Klient
viele Gedanken. „Wie war denn diese Frage gemeint?“, „Woher konnte er
diese Umstände nur ahnen?“ oder vielleicht „Was für ein Quatsch, das
will ich auf gar keinen Fall so machen!“

Wie wäre es denn, wenn Du Deine Klienten nicht nur quasi beiläufige
Impulse schenkst, sondern ganz gezielt mehrere Möglichkeiten eröffnest.
Sie oder er sollen ja ins Arbeiten kommen. Und letztlich beideutet auch
ein klares „NEIN“ zu neuen Möglichkeiten eine Form von Entscheidung,
i.S. von „alles bleibt neu“.

Hat Dein Klient dann aber doch einen starken Wunsch nach
Veränderungen, dann sind aus meiner Erfahrung heraus einige
Haus-Aufgaben sehr hilfreich!

Wie in der Schule und dann doch ganz anders. Die Erfüllung dieser
Hausaufgaben liegt klar in der Verantwortung Deines Klienten! Deine
Botschaft:  Ich bringe Angebote – Du Klient musst sie ablehnen oder
annehmen. Er muss dann auch gegebenenfalls seine Komfortzone verlassen
und durch diese neuen Erfahrungen dann für die nächste Einheit selber
Impulse einbringen. Die Entscheidung trifft er selber, da er ja auch der
kompetente Experte für sein Leben ist.

Wer „A“ sagt, der muss nicht zwingend auch „B“ sagen!

Auf Grafenwerth arbeite ich gerne mit Metaphern, die sich mir  hier
ja geradezu aufzwängen. Eine Hausaufgabe kann Deinen Klienten auch
indirekt als Metapherarbeit am Thema arbeiten lassen. Stellt das große
Thema für Deinen Klienten ein Tabu dar, dann fallen ihm vielleicht
kleine Schritte der Bewältigung leichter? Das wusste auch schon Beppo
der Straßenkehrer aus Momo.

„Beppo dachte einige Zeit nach. Dann sprach er weiter: „Man darf
nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muß nur an
den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten
Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“

Ganz in diese Sinne habe ich beispielsweise schon folgende Hausaufgaben gestellt:

Der Brief
Einer Klientin habe ich im Zusammenhang mit ihrer
Familienfragestellung als Hausaufgabe einen Brief näher gebracht. Sie
sollte einem ihrer erwachsenen Kinder diesen Brief schreiben und hier
alle positiven Eigenschaften von der Vergangenheit bis in die heutige
Zeit hervorheben – einer  Lobeshymne gleich.  Meine Absicht dahinter: in
dem Konflikt der heutigen Tage wieder das Positive der Kindheit in
Erinnerung rufen und verhärtete Positionen auflockern. Zugang zu den
Erinnerungen hatte ich während der Beratungseinheit durch eine kleine
Aufstellung herstellen können. Diese Gefühle und schönen Erinnerungen
wollte ich so in der Zeit zwischen den Terminen aufrechterhalten und
sogar verstärken. Als Anker hatte ich einen Stein aus der
Beratungssequenz auf Grafenwerth mitgegeben.

Die Dokumentation
Du kannst Deinem Klienten auch anbieten, dass er seinen Fokus exakt auf
das Problem richtet. Wann, Wo und in welcher Stärke tritt die Thematik
auf. Da hilft dann wieder die von mir bereits in einer vorherigen
Episode erwähnte Skalierungsfrage, von 0 (nicht einemal der Gedanke an
die Thematik ist da) bis 10 (das Thema ist so präsent wie akuter
Sauerstoffmangel). Hier gibt es dann vor allem für den „kopflastigen“
Klienten die Möglichkeit für auf die  Zahlen, Daten und Fakten im ersten
Schritt zu konzentrieren. Das gibt wiederum ein Gefühl der Kontrolle,
i.S.v. … „Mein Thema taucht nicht mehr unerwartet auf – in gewissen
Situationen erwarte ich es!“.  Auch ist hier ein Kausalzusammenhang mit
räumlichen, zeitlichen oder anderen Umständen herstellbar.

In eine ähnliche Richtung zielt folgende Hausaufgabe ab:
„Was müsstest Du tun, damit das ganze Thema noch viel schlimmer werden
wird? Wer würde Dir zur Verschlimmerung raten? Welche Orte und Zeiten
wären Dir hier hilfreich?“
In der Folgeeinheit kannst Du dann auf die Vorarbeit Deines Klienten
zurückgreifen und ihm das genaue Gegenteil bewusst werden lassen. So
lieferst Du Deinem Klienten die Möglichkeit mehr „Expertenwissen“ zu
seiner Herausforderung zu erlangen, da er ja nun beide Seiten der
Medaille kennt. Schließlich hat jedes Ding mindestens zwei Seiten!
Gedanklich können dann beide Möglichkeiten durchgespielt werden.

Das Gegenteil
Ab und an ist durch ein Reinreden eine heilsame Irritation hilfreich.
Ich habe einem meiner Klienten, der dringend sein Gewicht reduzieren
wollte, als Hausaufgabe ein Bewegungsverbot auferlegt. Er sollte sich
möglichst wenig anstrengen und bestenfalls bis zum nächsten Termin hin
so  wenige Schritte wie möglich durch seine Pulsuhr pro Tag erfassen.
Diese Vermeidung der Bewegung habe ich als eine Auszeit mit der
Besinnung auf die inneren Werte begründet. Er sollte vor allem gegen die
von aussen auf ihn einprasselnden und wohl gut gemeinten Rat-SCHLÄGE
sich zu bewegen angehen und nicht die Diskussionen vermeiden. Er sollte
aktiv auf die Aufforderungen seines Umfeldes reagieren und ganz bewusst
ein NEIN entgegensetzen.

Also: Mehr desgleichen! (nach Watzlawick).

Auf diese Art empfand er im Nachhinein nicht mehr diesen Druck und er
entschied sich dann selber und höchst persönlich nach dem vierten Tag
aktiv dafür die Treppen in den ersten Stock zum Büro zu nehmen. Ein
kleiner Schritt, den er sich selber erarbeitet hatte – so erzählte er es
mir beim nächsten Beratungstermin. Beim r(H)einreden bestand er dann
auch darauf einmal um die ganze Insel zu gehen und eben nicht auf der
ersten Bank Platz zu nehmen. So hatte er seinen Geist aus der Passivität
und dem Re-Agieren auf andere in die Bewegung gebracht – genau wie
seinen Körper.

Wenn nach einer solchen Hausaufgabe Dein Klient mit einem Dilemma
zurück zur Beratungseinheit kommen sollte, er also nicht sicher ist
welche der beiden Möglichkeiten er aufgreifen soll, dann gibt es eine
weitere systemische Methode auf die Du zurückgreifen kannst. Öffne für
Deinen Klienten den Fächer der Möglichkeiten und mach aus dem Dilemma
doch ein Tetralemma. Wenn Dir diese Methode nichts sagen sollte, dann
warte bitte auf eine der kommenden Episoden. Hier werde ich es noch
näher erklären.

Das Ritual
Mit einer besonderen Handlung, die feierlich und zielgerichtet
durchgeführt wird, kannst Du Deinen Klienten beispielsweise auch durch
eine Veränderung, einen Übergang, begleiten. Als Hausaufgabe kannst Du
ihm mitgeben, dass er sich eine solche ritualisierte Handlung überlegen
soll. Diese kann er dann – in Deinem Beisein oder alleine – durchführen
und auch abschließen. Das Ritual ist als besondere Aufgabe ein
Impulsgeber für neue  Denkmuster Deines Klienten. Beispielsweise habe
ich das Setting der Insel Grafenwerth positiv nutzen können, indem einer
meiner Klienten in der letzten Beratungseinheit bewusst ein Schiff
betrat, um von der Insel abzureisen. Seine Thematik ließ er im Sinne
einer Abspaltung des Themas von seiner Person auf der Insel zurück.
Klasse! Ob es geklappt hat kann ich hier leider nicht sagen. Bis heute
gab es seinerseits keine Rückmeldung. Ich werte dies aber für mich als
Bestätigung und als ein gutes Zeichen.

Also, in diesem Sinne wünsche ich Dir viel Vergnügen beim Vergeben Deiner Hausaufgaben!

Nach der Beratung ist vor der Beratung, also lass mich hier noch kurz zusammenfassen:

  1. Berate Deine Klienten mit Respekt vor ihrer Autopoesie
  2. Berate Deine Klienten immer so, dass sich ihre Möglichkeiten erweitern
  3. Berate stets lösungsorientiert

Wenn die ein oder andere Methode bei Dir in Vergessenheit geraten
sein sollte, dann probiere sie doch einfach mal wieder aus – wenn sie
einem Deiner Klienten als passend erscheinen sollte. Viel Spaß dabei.

Wenn Du ein besonderes Thema hast, das ich für Dich einmal im
Hinblick auf die Umsetzbarkeit beim r(H)einreden prüfen soll, dann fühle
Dich eingeladen. Schreib mir einfach per Twitter (@rHeinreden) oder
auch per Mail um welche Methode es gehen soll. Ich freue mich über Post
von Dir.

Lass es Dir gut gehen und vergiss nicht, mit mir kannst Du r(H)einreden.

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